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Triumphmarsch schon
vor dem Anpfiff

3400 Zuschauer feierten GWD trotz Niederlage

Von Volker Krusche
Minden (WB). Aus den Lautsprechern dröhnte der Triumphmarsch aus der Oper »Aida«. Und passend dazu erhoben sich die 3400 Zuschauer in der Kampa-Halle von ihren Sitzschalen. Das allerdings nicht kurz vor Schluss des letzten Spiels der Saison 2005/06, sondern vielmehr schon vor dem Anpfiff.

Damit bekundeten sie ihre Anerkennung für die von Handball-Bundesligist GWD Minden erbrachte Leistung und dem damit verbundenen Klassenverbleib. Ebenso passend auch die folgenden Fan-Gesänge, denn mit »You never walk alone« dokumentierten sie beim Einmarsch der »Gladiatoren« das erfolgreiche Zusammenspiel von Anhängerschaft mit ihren Idolen.
Dass die anschließenden 60 Minuten den favorisierten SC Magdeburg als verdienten 30:27 (13:12)-Sieger sahen, tat der Stimmung im Lager von Grün und Weiß keinerlei Abbruch mehr. Nach dem Schlusspfiff wurden Richard Ratka und seine Mannen begeistert gefeiert, so, als wären sie Deutscher Meister geworden. Und immer wieder tauchte ein GWD-Spieler am Mikrofon von Hallensprecher Jürgen Schäpsmeier auf und schilderte den Fans seine Eindrücke der soeben zu Ende gegangenen Spielzeit.
Eitel Sonnenschein, wohin man auch sah. Bei Rang 13 in der Endabrechnung kein Wunder
»Ich bin zwar froh, dass wir heute um keine Entscheidung mehr spielen mussten, wenn es gegen den SCM aber wirklich noch um existenzielle Dinge gegangenen wäre, hätte die Mannschaft im Spiel wohl auch noch einmal alles aus sich rausgeholt und einige Schippen draufgelegt«, war sich Trainer Richard Ratka, den sein ehemaliger Mitspieler in Düsseldorf und Ex-Akteur in Minden, Andreas Hertelt (ihn zieht es zurück in die rheinische Heimat), »als Glücksfall für GWD und beste Verpflichtung von Horst Bredemeier in den letzten zehn Jahren« bezeichnete, sicher.
»Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen, wobei die Höhen überwogen«, so Ratka. Immerhin könne man sich als Meister- und Pokalsiegerbesieger sowie als Kreismeister fühlen. »Wir haben alles geboten, haben Kiel geschlagen, Flensburg einen Punkt abgeknöpft, gegen Kronau und in Hamburg gewonnen, haben dafür aber daheim auch gegen Düsseldorf und Wilhelmshaven verloren.«
Die Freude über den 13. Platz war gleichwohl riesig. »Darauf wollen wir aufbauen. Wir wollen das Ganze nur sicherer gestalten. Die Basis für die Zukunft ist geschaffen. Ich denke, dass wir in der nächsten Saison noch einen Schritt weiter nach vorn kommen und den Klassenverbleib noch frühzeitiger unter Dach und Fach bringen sollten. Schließlich gehen wir mit einer eingespielten Mannschaft in die neue Serie.«
Auch Manager Horst Bredemeier und Kapitän Arne Niemeyer war die Erleichterung einer knallharten Saison deutlich anzumerken. Bredemeier: »Ich bin sehr froh über den Verlauf.« Und Niemeyer ergänzte: „Wir haben das geschafft, was wir uns alle erhofft haben. Wir müssen jedoch weiter hart an uns arbeiten und konditionell noch stärker werden.«
Gerade Arne merkte man auch im Abschlussspiel an, dass er die bevorstehenden Tage der Ruhe herbei sehnte.
Und dennoch legten er und seine Mitspieler gegen Magdeburg, das verletzungsbedingt auf Renato Vugrinec, Oleg Kuleschow und Sigfus Sigurdsson verzichten musste, schnell ein 6:3 vor, weil sie mit der offensivem Deckungsvariante der Licu-Schützlinge gut zurecht kamen. Als der künftig wieder als Jugendtrainer des SCM agierenden Interimscoach der Gäste (für ihn kommt bekanntlich Bogdan Wenta) aber frühzeitig eine Auszeit nahm und sein Team fortan defensiver einstellte, bekam GWD zunehmend Probleme und geriet beim 7:8 erstmals ins Hintertreffen. Fortan merkte man den Magdeburgern, bei denen Stefan Kretzschmar erst nach 40 Minuten ins Geschehen eingriff, an, »dass sie individuell einfach stärker sind« (Ratka).
Das schlug sich allerdings erst nach dem Seitenwechsel im Ergebnis nieder. Dann aber gleich entscheidend. Denn aus dem 12:13 machte der SCM binnen fünf Minuten ein 12:17. Danach geriet der Rangvierte nicht mehr in Gefahr. GWD mühte sich zwar redlich, offenbarte mit nun mehr und mehr nachlassenden Kräften aber gerade in der Defensive Schwächen, so dass spätestens nach den Stationen 16:18, 16:21 und 18:24 beim 20:28 alle Messen gelesen waren.

Artikel vom 06.06.2006