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Vom Himmel in die Hölle

Nach fünf Jahren: Steinhagen steigt aus der Landesliga ab

Von Stephan Arend
(Texte und Fotos)
Steinhagen (WB). In Sekunden vom Fußball-Himmel in die Hölle. Spvg. Steinhagen ist Pfingstsamstag nach einem am Ende dramatischen wie tragischen Saisonfinale abgstiegen. Das Kapitel Landesliga endete nach fünf Jahren mit einem 1:1 (0:0) beim Meister SC Wiedenbrück.

Schiedsrichter Jürgen Meller zeigt bereits die Nachspielzeit an, als Sören Kapelski sich beim Stande von 0:1 den Ball zum Freistoß zurechtlegt. Zu diesem Zeitpunkt fehlt Steinhagen nur ein einziger Treffer zur Rettung, weil die übermittelten Ergebnisse der Konkurrenten der Spvg. voll in die Karten spielen. Und tatsächlich: Kapitän Sonad Taner befördert die Flanke von Kapelski zum 1:1 in die Maschen, wird von seinen jubelnden Mitspielern fast erdrückt. Auch von Nurettin Barka fällt in diesem Moment der ganze Abstiegsstress der vergangenen Wochen ab. Mit Tränen in den Augen stürmt der Trainer den Platz, beordert nach dem Wiederanpfiff seine Schützlinge nach hinten, um das Remis zu halten, fleht den Schiedsrichter an, endlich abzupfeifen. Just in diesem Moment klingelt ein Handy: Die Nachricht von Dützens spätem Siegtreffer in Tengern macht die Runde -Ê Steinhagens Knockout im Kampf um den Klassenerhalt. Dützen rettet sich dank des 2:1-Erfolges in letzter Minute, die Spvg. steigt neben Bustedt und Herford (1:2 gegen Avenwedde) ab.
»Ich hatte nicht mehr mit einem Dützener Treffer gerechnet«, gibt ein trauriger Nurettin Barka nach dem Schlusspfiff Einblick in sein Gefühlsleben, trauert noch einmal den vielen vergebenen Chancen der vergangenen Wochen nach: »Das Spiel heute war nicht der Grund für den Abstieg.« In der Tat haben seine Schützlinge zuvor die Punkte liegen gelassen. Tolga Evcimens Großchance in Herford in der Nachspielzeit, Pascal Hofbükers »Aussetzer« kurz vor Schluss in Jöllenbeck sind nur zwei Beispiele.
Steinhagens Abstieg wird auch rückblickend nur schwer zu begreifen sein. Die gleiche Mannschaft, die sich als stolzer Tabellendritter in die Winterpause verabschiedete, feierte im Jahr 2006 nur noch einen Sieg - gegen ein Bustedter Team mit C-Liga-Format. Auch personell war die Spvg. in den vergangenen Jahren selten so stark besetzt wie in dieser Saison. Ein Tolga Evcimen etwa hat in 45 Pflichtspielen für Steinhagen 47 Treffer erzielt.
So bleibt es in Sachen Ursachenfoschung bei Erklärungsversuchen. »Die Mannschaft hat sich in der Rückrunde schlecht verkauft. Abstiegskampf sieht für mich in den ersten 70 Minuten anders aus. Es ist nicht jeder Grashalm umgedreht worden«, vermisste der stellvertretende Fußball-Obmann Michael Johanning auch in Wiedenbrück den letzten Biss: »Vieles ist natürlich Kopfsache. Doch ein Sonad Taner zum Beispiel hat bis zuletzt alles gegeben. Er ist bei uns jederzeit willkommen. Da haben sich andere Spieler leider ganz anders verabschiedet.«
Auch die mangelnde Fitness war nach den letzten 90 Saisonminuten ein Thema. Bewusst vermieden es Offizielle und Spieler in Richtung des gefeuerten Ex-Trainers Stefan Studtrucker nachzutreten. Immerhin gab Sonad Taner, seit Wochen noch Steinhagens bester und auffälligster Spieler, zu: »Ich bin körperlich bei 70 Prozent.«

SC Wiedenbrück: Schneider; Ergun, Fahrenwald, Knezevic, Scharpenberg, Kretschmer, Powroslo, Grunwald, Lahme (46. Zuraski), Kurtulus (60. Kramer), Monert (46 Ciflik).
Spvg. Steinhagen: Hunke; Taner, Huber, Eisinger, Wunderlich, Kapelski, Epp, Breucker (60. Bas), Köhler (90. Nagel), Hofbüker, Evcimen.
Tore: 1:0 (59.) Knezevic per Kopf nach einem kurz ausgeführten Eckball. 1:1 (90.) Taner per Kopf nach Freistoß Kapelski.
Zum Spiel: Steinhagen hat die Partie in Halbzeit eins im Griff und in Person von Hofbüker die beste Chance. Das Spiel kippt nach dem Wechsel mit dem Wiedenbrücker 1:0. Danach verdienen sich die Gastgeber bei mehreren Großchancen nachträglich die Führung, verpassen die frühzeitige Entscheidung.

Artikel vom 06.06.2006