06.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Knapp am dritten Sieg vorbei

8. Isselhorster Nacht: Brand schlägt erst beim Endspurt Lundström

Von Uwe Caspar,
Dirk Heidemann und
Marco Purkhart (Fotos)
Isselhorst (WB). Zeckenbiss, drei Wochen Pause und praktisch null Vorbereitung. Erst auf den letzten Drücker entschied sich Ingmar Lundström für einen Start. »Jede andere Veranstaltung hätte ich in dieser Verfassung sausen gelassen. Aber gerade als Lokalmatador wollte ich mir so ein Event nicht entgehen lassen«, begründete Ingmar später sein überraschendes Auftauchen im Laufdress.

Und es hätte nicht viel gefehlt, dass Lundström trotz seines Handicaps zum dritten Mal nach 2003 und 2004 als Triumphator in die Chronik der Isselhorster Nacht eingegangen wäre: Erst auf den letzten 500 Metern konnte der Brakeler Michael Brand seinen Kontrahenten abschütteln, der dann mit nur fünf Sekunden Rückstand in den Zielkanal gesaust kam.
»Das war meine Isselhorster Premiere und zugleich mein erster Sieg über Ingmar, vor dem ich großen Respekt habe«, freute sich der Champion der 8. Nacht-Auflage. Nicht gerade langsam auch Brands Privat-Trainer: Altmeister Michael Amstutz passierte nach 9,2 Kilometern bereits als Sechster den Scanner der Zeitmessung.
Da hatte Ingmar Lundström an der »Tankstelle« schon seinen Durst gelöscht. Geknickt ob der knappen Niederlage in seinem »Wohnzimmer« war der vor zwei Jahren um fast eine Minute schneller gewesene Triathlon-Spezialist keineswegs. »Ich renne lieber allein vorne weg. Die Rolle des Verfolgers liegt mir nicht so«, erklärte Ingmar, der sich zusammen mit Brand schon frühzeitig aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe inklusive dem Geheimfavoriten Oliver Reins gelöst hatte und sich erst beim Endspurt geschlagen geben musste. Jetzt ist Urlaub für ihn angesagt: zehn Tage Stockholm, aber nicht passiv. Lundström freut sich schon auf einen schwedischen Rad-Klassikermarathon über 310 Kilometer.
Zweitflinkeste Lady hinter der souveränen Siegerin Ilona Pfeiffer: Die zierliche Melanie Genrich im schwarzen Trikot der DJK Gütersloh. »Früher bin ich hier immer hobbymäßig mitgejoggt«, freute sich Melanie über ihre erste Topplatzierung. Schnellster Mann über 4,2 km: Jörn Milde, Lehrer (Mathe und Sport) an der Elly-Heuss-Knapp-Schule. »Ich laufe eigentlich nur nebenbei«, erläuterte der Sommerbiathlon-Spezialist und einstige Deutsche Ski-Jugendmeister.
Mit insgesamt 1639 Teilnehmern starteten 66 mehr als im Vorjahr. Und wieder säumten rund 5000 hellauf begeisterte Zuschauer die Strecke. »Wegen zahlreicher anderer Veranstaltungen über Pfingsten, Weltmeisterschaft und Wetterlaunen hatte ich mit so einer Resonanz kaum gerechnet«, freute sich Cheforganisator Andreas Rehm über seine Fehlprognose. Für ihn war das der vorerst letzte Einsatz. »Ich brauche jetzt mal eine Pause. Vielleicht gibt es ein Comeback«, erklärte der sympathische Hüne, der die Isselhorster Nacht zu Recht als »mein Baby« betrachtet. Und das ist schon längst erwachsen geworden.

Artikel vom 06.06.2006