03.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Avenwedde will Vollgas geben

Fußball-Landesliga: Trainer versprechen sportlich fairen Abstiegskampf

Von Hans-Heinrich Sellmann
Altkreis (WB). Der am meisten strapazierte Begriff vor dem mit Spannung erwarteten Finale in der Fußball-Landesliga lautet dieser Tage »sportliche Fairness«. Nahezu ungefragt kommen insbesondere die vermeintlich unbeteiligten Beteiligten auf das Thema zu sprechen.

Der Wiedenbrücker Meistertrainer Jürgen Gessat bringt es auf den Punkt: »Wir fühlen uns gar nicht so wohl in unserer Haut.« Wie seine Kollegen Eickmeyer (Tengern) und Purkhart (Avenwedde) weiß der frühere Versmolder, dass die gesamte Liga am Pfingstsamstag ganz genau hinschauen wird. »Wir können noch so gut spielen. Sollte Steinhagen aber dennoch bei uns punkten und den Klassenerhalt sichern, sagt doch alle Welt, dass es da möglicherweise nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte.«
Der Blick auf die Tabelle macht deutlich: Jeder Punkt, vielleicht sogar jedes Tor kann entscheiden. Die besten Karten hat zunächst Herford (33 Punkte). Der einstmals ruhmreiche SC kann seinen freien Fall aus eigener Kraft stoppen. Das Team von Interimscoach »Kalla« Menzel hat zuletzt gegen Theesen nicht nur stark gespielt, es hat als einziges auch ein Heimspiel (gegen Avenwedde). »Wir hatten nie damit gerechnet, diese Chance noch zu bekommen«, sagt Menzel. Seine Mannschaft schien schon mausetot, profitierte dann aber von den 0:1-Niederlagen der Konkurrenz. »Wir müssen die gute Leistung aus dem Theesen-Spiel bestätigen, dann reicht's. Aber das wird schwierig genug.«
Zumal Avenweddes Coach Robert Purkhart einen ganz heißen Tanz verspricht. »Wir geben Vollgas, wollen alles versuchen, einen oder drei Punkte zu holen.« Die Avenwedder kennen die Abstiegssituation, sind gebrannte Kinder. »Wir sind damals aus der Verbandsliga geschoben worden, das haben wir nicht vergessen. Mir und meiner Mannschaft soll niemals nachgesagt werden können, sich an solchen Spielchen zu beteiligen«, gibt sich Purkhart regelrecht kämpferisch.
Doch auch im Falle eines Avenwedder Sieges müssen Steinhagen und Dützen (beide 32) unbedingt punkten, um sich an Herford noch vorbeizuschieben. Die Spvg. tritt in Wiedenbrück an, wo Jürgen Gessat seine Mannschaft nach dem feststehenden Titelgewinn ganz speziell ins Gebet genommen hat: normales Training, reduziertes Feiern. »Natürlich ist es schwer für uns, in dieser Situation die letzten zehn Prozent herauszukitzeln. Uns liegt aber was daran, unseren Zuschauern nochmals ein gutes Spiel zu bieten.«
Den schwersten Gang - zumindest der Trainer - tritt wohl Heiko Eickmeyer an. Der Coach in Diensten des TuS Tengern ist Mitglied bei FT Dützen, war dort auch Trainer. Und ausgerechnet die Freien Turner brauchen in Tengern einen Sieg, um noch eine Chance zu haben. »Ich habe auch schon die dollsten Sachen gehört, was hier am Samstag ablaufen soll. Fest steht für mich aber, dass es ganz sicher sportlich sauber sein wird.«
Alles nur Lippenbekenntnisse oder wird die Abstiegsfrage tatsächlich fair beantwortet? Dass Absprachen im Amateurfußball gegen Ende der Saison an der Tagesordnung sind, ist ein offenes Geheimnis, und hat Robert Purkhart schon leidvoll erfahren müssen. Ob die Tabelle der Landesliga, Staffel 1 am Samstagabend eine »reine« ist, wird wohl nie ganz aufgeklärt werden.

Artikel vom 03.06.2006