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Schützen auf
Schatzsuche

Adler aufgebohrt


Schloß Neuhaus (mg). Auf Schatzsuche ging der Vorstand des Bürger-Schützen-Vereins Schloß Neuhaus. Objekt der Begierde war der altehrwürdige Paradevogel aus dem Jahr 1914. Altschützen vermuteten schon seit langem, im Bauch des Adlers müsse sich eine Urkunde befinden. Michael Pavlicic, Oberst und Ortsheimatpfleger, wollte es genau wissen. Er stellte eine Voruntersuchung an mit genauer Diagnose: Das Innere des Vogels klingt hohl und ein mit Nägeln befestigter Deckel deutet auf eine Öffnung hin. Gewicht: 15 Kilo, immer noch eine schwere Last für den Schützen, der den Adler bei den Umzügen in der Residenz trägt.
Im Hinblick auf einen zu erwartenden einmaligen historischen Fund wurde eine »Operation« angeordnet. Mit Hilfe von Diplom-Restaurator und Schützenbruder Wolfgang Hansmann wurden die verrosteten Nägel und der Deckel mit aller Vorsicht entfernt, die Bauchöffnung freigelegt.
Der Vorstand guckte verdutzt in das dunkle Innere. Zum Vorschein kam lediglich eine vergilbte Postkarte der Neuhäuser Möbelfabrik Hunstig & Sprenkamp. Auf der Rückseite in deutscher Schrift ist zu lesen: »Am 28. Mai 1936 wurde dieser Adler zum zweiten Male ausgebohrt, um ihn leichter zu machen.«. Unterschrieben von Heinrich Hunstig, Möbelfabrikant und Sohn des damaligen Oberst Bernhard Hunstig, Johannes Peterburs, Fahnenoffizier der Schlosskompanie, und von August Höschen, Bataillons-Adjutant.
Inzwischen hat der Operateur alles wieder verschlossen, mit rostfreien Schrauben. Das 100-Jährige des Vereins im Jahre 2013 könnte Anlass sein, das Innere mit Urkunde und anderen Zeitdokumenten für die Nachwelt zu versehen.

Artikel vom 02.06.2006