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Langsam starten und Gas geben

Eine Löhner Delegation lernt das finnische Schulsystem kennen

Löhne (ke). »Die Betonung liegt auf den Stärken«, sagt Gerd-Arno Epke aus dem Schulverwaltungsamt. Er beschreibt finnische Schulpraxis. Eine Löhner Delegation lernte sie bei ihrer sechstägigen Reise jetzt vor Ort kennen.

Mit ihren Repräsentanten waren Gymnasium, Gesamt- und Realschule sowie die Werretalschule vertreten, Pädagogikstudenten, Eltern, Schüler und zwei Mitglieder des Rates. 25 Personen brachen nach den Vorbereitungsveranstaltungen der VHS-Reihe »Wege aus der Bildungsmisere« auf nach Jyväskylä in Mittelfinnland, einer Stadt mit 83000 Einwohnern, 250 Kilometer von Helsinki entfernt. 16000 Studenten besuchen die dortige Universität, auch ein Zentrum der Lehrerausbildung. Vermittelt wurde der Kontakt über die Vlothoer Stätte der Begegnung. Dort werden sich die Teilnehmer bei einem Seminar noch vor den Sommerferien wiedersehen, um Bilanz zu ziehen und Verbesserungsmöglichkeiten hierzulande zu erörtern. In einem halben Jahr werde in einer weiteren Veranstaltung zu prüfen sein, »wer was umsetzen konnte«, wie Epke berichtet.
Augenfällig sei in den Gesprächen mit Lehrern und Schülern in Finnland geworden, dass die Pädagogen dort das Lob in den Vordergrund stellen, um zu motivieren und nicht die Defizite. Auch gebe es nicht die Konfrontation zwischen Schülern und Lehrern mit abschätzigen Bemerkungen.
Ein gänzlich anderes System lernten die Löhner Besucher kennen. Nach der Einschulung erst im siebenten Lebensjahr endet in Finnland die Schulpflicht nach neun Jahren. »Nach einem langsamen Start geht es dann schnell zur Sache«, sagte Epke.
Migranten würden erst im dritten Jahr finnisch lernen: »Zuerst sollen sie den Bezug zur Muttersprache haben. Schwedisch werde unterrichtet, eine dritte und vom fünften Schuljahr an auch eine vierte Sprache: »Man bemüht sich früh, nach den Stärken zu forschen. Die Kinder lernen sich einzuschätzen und sich von anderen einschätzen zu lassen. Meist sind sie sehr objektiv.« Förderunterricht gleiche Defizite aus: »In Finnland gibt es nicht so viele schlechte Schüler. Das Mittelfeld ist sehr gut«, erinnerte Epke an die Ergebnisse der PISA-Studien. Einblick in ihr Zustandekommen und Anregungen für die eigene Arbeit vermittelte die Reise.

Artikel vom 02.06.2006