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»Es gibt Hässlichere als Ballack«

Patrick Oberländer genießt es, auszusehen wie Deutschlands WM-Hoffnung

Von Moritz Winde (Text und Foto)
Bad Oeynhausen-Dehme (WB). Lässig schnappt sich Patrick Oberländer den Ball, jongliert ihn mit dem Fuß und bugsiert ihn per Knie zum Kopf, wo er das Leder tanzen lässt.

Das Grinsen, bei dem seine weißen Zähne zum Vorschein kommen, ist zum Markenzeichen geworden. Die schwarzen gegelten Haare trägt er lang und zurückgekämmt. Seine einstudierten Gesten wirken wie selbstverständlich. Patrick Oberländer hat sich an die Rolle des Michael Ballack gewöhnt. In seiner Freizeit will der Dehmer aber ein normaler junger Mann bleiben, sagt er.
Gut könne er sich noch an den Beginn seiner Double-Karriere erinnern, erzählt er. Als im Dezember 2005 alles mit einem Foto-Shooting anfing, habe er diesen steilen Aufstieg nicht für möglich gehalten. »Ich hatte damals ja nur wenig Ahnung, wie man sich richtig verhält«, erzählt der 22-Jährige.
Inzwischen hat Patrick Oberländer jedoch viel dazu gelernt. Dass sein Aussehen sein Kapital ist, störe ihn nicht. »Es ist doch nicht schlimm, so auszusehen wie ein berühmter Sportler. Zumal es nun wirklich Hässlichere gibt«, sagt der Oeynhausener schmunzelnd.
Wer könne schon von sich behaupten, mit Michael Ballack vor der Kamera gestanden zu haben? Patrick Oberländer unterstützte den Mittelfeldspieler in zwei Werbespots und durfte ihn sogar persönlich kennen lernen. »Als er mich sah, fing er an zu lachen. Auch für mich war es ein komisches Gefühl. Als ob man in den Spiegel schaut. Wirklich total verrückt«, sagt der Dehmer. Doch nicht nur das Optische ist fast identisch. Eine weitere Parallele ist der Geburtstag. »Michael hat am 26. September, einen Tag früher als ich Geburtstag. Er ist sieben Jahre älter.«
Seit dem Treffen vor vier Monaten sei ein Wiedersehen mit dem Star bislang nicht geplant. Nicht verwunderlich, schließlich steckt Michael Ballack mitten in der WM-Vorbereitung. »Er ist ein sehr gefragter Mann«, weiß Oberländer, der jedoch derzeit fast ebenso viele Anfragen bekommen dürfte, wie der 1976 in Görlitz geborene Fußballer. Vor dem WM-Spektakel hätten die Aufträge nochmals rasant zugenommen. Ob Autogrammstunden in Innenstädten, Interviews bei Radiosendern oder Auftritte in Fernsehshows - die verblüffende Ähnlichkeit hat sich in der Republik herumgesprochen. Etwa 15 Engagements habe der Doppelgänger momentan im Monat. »Das ist natürlich ein super Taschengeld. In den vergangenen beiden Monaten habe ich einen großen vierstelligen Betrag verdient«, sagt der Versicherungskaufmann. Bei der Quiz-Show mit Moderator Jörg Pilawa gewann er mit dem Kahn-Double 10 000 Euro. Knapp scheiterten die beiden an der 30 000-Euro-Grenze. Die Frage, welchem Fußball-Club der englische Schriftsteller Nick Hornby die Daumen drückt, konnte das Duo nicht beantworten. »Wir haben uns leider für Liverpool entschieden. Arsenal wäre korrekt gewesen. Dennoch ein Erfolg«, sagt der junge Mann. Die Sendung wird am 8. Juni ab 19.20 Uhr in der ARD ausgestrahlt.
Das Geld sei jedoch nie ausschlaggebend gewesen, in die Rolle des Michael Ballack zu schlüpfen. Patrick Oberländer: »Es macht großen Spaß. Es ist ein tolles Gefühl, von den Menschen gefeiert zu werden. Die wissen ja meist nicht, dass ich gar nicht der Echte bin.« So wie in der Kölner Innenstadt am Freitagnachmittag, als die Menschen stehen blieben und sich verdutzt umschauten. Blödel-Barde Stefan Raab war auf den Dehmer Doppelgänger aufmerksam geworden und drehte mit ihm in der Domstadt. In seinem TV-Total-WM-Special am 8. Juni wird der Beitrag auf Pro 7 gesendet.
Seine Perspektive als Double nach der Weltmeisterschaft sieht Patrick Oberländer problematisch. »Auch wenn es sportlich sicherlich das Beste für ihn war, ist Michael Ballacks Wechsel zum FC Chelsea für mich keineswegs von Vorteil. Vielleicht werde ich dann mehr in England unterwegs sein«, mutmaßt der 22-Jährige. Doch auch wenn sich sein Leben als Doppelgänger nach dem Großturnier erledigt habe, werde er keineswegs traurig sein. »Es war eine schöne Zeit, an die ich mich mein ganzes Leben zurück erinnern werde.«

Artikel vom 03.06.2006