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Dr. Erdlenbruch übernimmt Kinderklinik

Vierfacher Vater, Sänger und Wintersportfan auf dem Chefarztsessel

Pr. Oldendorf / Lübbecke / Minden (WB). »Als Vater fällt es natürlich leichter, Elternängste nachzuvollziehen. Man erkennt einfach viel wieder und erlebt vieles auch mit einem höheren Maß an Verständnis, aber auch Gelassenheit.« So beschreibt der neue Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Minden, Privatdozent Dr. Bernhard Erdlenbruch, den Einfluss seiner nicht eben kleinen Familie auf seine Arbeit. Vier Kinder hat der 41-Jährige mit seiner Ehefrau Anne-Christiane, die am Amtsgericht Göttingen als Richterin tätig ist.

Dem Umzug nach Minden sehen seine Söhne und Töchter im Moment noch mit gemischten Gefühlen entgegen - ein wenig Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, bleibt Ihnen allerdings noch: Dr. Erdlenbruch wird zunächst allein nach Minden ziehen - seine Frau wird mit Sophie, Friedrich, Katharina und Georg nachkommen, sobald eine nette Bleibe und nach Möglichkeit auch eine Arbeitsstelle für sie gefunden ist.
Aber auch Dr. Erdlenbruch brauchte Zeit, sich an seine neue Heimatstadt zu gewöhnen: »Ich kannte anfangs ja eigentlich nur den Bahnhof« - inzwischen hat er sich aber mit Minden anfreunden können und ist vor allem von der »landschaftlich wirklich schönen Umgebung« und dem »unverbauten Stadtbild« begeistert. Zu den Reizen der neuen Stelle gehört für ihn auch der Neubau des Klinikums Minden, den er sich bereits im Rahmen des Richtfestes anschaute. »Ein Neubau bietet natürlich immer besondere Chancen. Außerdem habe ich aus meiner Zeit in Göttingen ein Haus mit dem Charakter einer Zentralklinik als sehr funktionell und vor allem die kurzen Wege als vorteilhaft für die Patienten kennen gelernt«
Eben dort in Göttingen war Dr. Erdlenbruch zuletzt im Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin tätig, genauer gesagt als Oberarzt in der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie. Neben der Kinderonkologie lagen seine Schwerpunkte vor allem in der interdisziplinären Intensivmedizin sowie der Neonatologie - in diesen Bereichen hat er auch Zusatzbezeichnungen erworben. Eine so breite Ausbildung hält er gerade in der Pädiatrie für wesentlich: »Ein Kinderarzt muss einfach das ganze Spektrum der Erkrankungen kennen«. In dieser Vielseitigkeit sieht er auch einen der Anreize seines Fachs, an der Arbeit mit den jungen Patienten begeistert ihn aber vor allem deren Sicht der Dinge: »Auch mit älteren Menschen habe ich gern gearbeitet - aber Kinder sehen vieles unbeschwerter, was ein sehr positives Umfeld erzeugt.«
Neben der praktischen Tätigkeit war Dr. Erdlenbruch in Göttingen aber auch umfassend in der Forschung tätig, zuletzt besonders intensiv im Bereich der Neuroonkologie. Hier untersuchte er gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts für biophysische Chemie die Erhöhung der Durchlässigkeit der so genannten Blut-Hirn-Schranke. Ziel dieser Forschung ist es, die Wirksamkeit von Chemotherapien bei Hirntumoren, die immerhin 20 Prozent der Tumoren bei Kindern ausmachen, zu verbessern. Zuvor hatte Dr. Erdlenbruch unter anderem zu Nierenschäden unter Chemotherapie geforscht und auch seine Promotion zum Thema des Nierenversagens verfasst.
Nach Göttingen hatte es den gebürtigen Heidelberger übrigens bereits zu Studienbeginn 1984 verschlagen - denn seine spätere Frau hatte hier damals schon ihr Jurastudium begonnen. Er blieb seiner Hochschulstadt aber nicht durchgehend treu: Einen Teil seiner Zeit als ÝPJlerÜ (Medizinstudent im letzten Ausbildungsabschnitt) verbrachte er in der Tumorchirurgie der französischen Stadt Montpellier, um im Anschluss einen Zwischenstopp in Hildesheim einzulegen. Nach Göttingen zurück kam er dann auf Wunsch seines Doktorvaters und war hier bis zu seinem Wechsel in die Kinderheilkunde 1993 in der Pharmakologie tätig.
Dass sein Berufsweg ihn in die Medizin führen würde, wusste Bernhard Erdlenbruch schon früh - »sicher auch geprägt durch meinen Vater, der Lungenfacharzt war«, erzählt er. Nach dem Abitur in Ludwigshafen folgte zunächst aber eine Zeit bei der Bundeswehr, die mit einem dreimonatigen Dienst bei den Amphibienpionieren begann - eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Mindener Pionier-Bataillon, das sich schon des öfteren für die Kinderklinik einsetzte. Anschließend wechselte Dr. Erdlenbruch dann in die Sportfördergruppe Fechten nach Tauberbischofsheim - obwohl Fechten für ihn lange eigentlich nur Mittel war, außerhalb der Saison fit zu bleiben: Seine Leidenschaft galt den Skirennen, die ihn während seiner Schulzeit jeden Winter voll in Beschlag nahmen. Auch heute fährt Dr. Erdlenbruch noch gern Ski und hat inzwischen auch Frau und Kinder zu Wintersportfans bekehrt. »Das Fechten habe ich dann während meiner Studienzeit noch ein paar Jahre weiter betrieben, irgendwann ist das aber eingeschlafen.«
Dafür ist ein neues Hobby hinzugekommen: Das Singen. In Göttingen ist Dr. Erdlenbruch Mitglied eines a capella Chores, der mit einem Programm Ýquer durch alle JahrhunderteÜ auftritt. Wie er diese Leidenschaft in Minden pflegen möchte, weiß er noch nicht - freut sich aber auf die neue berufliche Herausforderung.

Artikel vom 02.06.2006