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Radewiger Wehr soll
abgerissen werden

Bauausschuss befürwortet Sönnichsen-Planung

Herford (ram). Das Radewiger Wehr soll abgerissen , die Aa teilweise abgesenkt werden - diesen Beschluss fassten gestern einstimmig die Mitglieder des Bauauschusses. Zugleich lehnte der Ausschuss einen Antrag der Lokalen Agenda 21 auf Erhalt der Wehranlagen ab. Zur Umgestaltung der Aa ist nun ein Planfeststellungsverfahren erforderlich.

Aus Gründen des Hochwasserschutzes muss die Stadt Herforder reagieren. Die alte Wehranlage stellt nach Expertenmeinung diesbezüglich ein Risiko dar.
Laut hydrogeologischem Gutachten verursacht eine Teilabsenkung des Wasserpegels keine gravierenden Gebäudeschäden. Allerdings werden von den insgesamt 239 Gebäuden, die das Ingenieur-Büro Schmidt und Partner in ihrer Untersuchung berücksichtigt hat, acht als sensibel eingestuft. Soll heißen, an diesen Gebäuden könnten bedingt durch die Wasserabsenkung architektonische oder konstruktive Schäden auftreten. Das Ergebnis sollte die weiteren Planungen allerdings nicht behindern, erklärte Dr. Gernot Bode vom Büro Schmidt und Partner.
Leichte Schäden wären beispielsweise Risse in Wänden oder Fliesen, es könnten aber auch Erneuerungen von Fußböden oder Innenputzarbeiten notwendig sein. Bevor die Stadt mit der Maßnahme beginnt, sollen alle 239 Häuser begutachtet werden, um zu verhindern, dass Schäden, die vorher vorhanden waren, später mit der Absenkung der Aa in Verbindung gebracht werden. Diese so genannte Beweissicherungsmaßnahme wird die Stadt voraussichtlich 70 000 Euro kosten.
Eine Absenkung auf 1,34 Meter ist nach den Worten des Wasserwirtschaftsexperten Detlef Sönnichsen notwendig. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht sei der Betrieb eines Wasserkraftwerks an der Aa, wie es ein privater Investor angestrebt hat, ineffizient. Einen Ausbau eines Bypasses zur Stromerzeugung hatten Mitglieder der Gruppe Lokale Agenda gefordert.
Wie bereits berichtet, soll die Aa auf einer Länge von 1700 Meter umgestaltet werden. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen sich auf 2,65 Mio. Euro, wobei die Stadt Herford auf Landesförderungen von maximal 80 Prozent hofft. In vier Teilabschnitten soll die Aa abgesenkt werden. Es wird einen Genehmigungsplan mit Bürgerbeteiligung geben. Herbert Even (Die Grünen) begrüßte die Planungen Sönnichsens. Die Wasserqualität werde durch die Maßnahme erheblich verbessert. Der potentielle Investor, der am Radewiger Wehr eine Wasserkraftanlage installieren wollte, habe alternativ Interesse an einer Anlage am Bergertor bekundet. Evens Vorschlag, die Verwaltung möge Kontakt mit dem möglichen Investor aufnehmen, stieß auf breite Zustimmung. Kritik kam von Hans Krüger. Der Herforder hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 500 Unterschriften gegen einen Abriss der Wehranlagen gesammelt und er werde seine Bemühungen fortsetzen. »Hier wird ohne Not ein alte Wehranlage abgerissen«, beklagte er.

Artikel vom 02.06.2006