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Der Android, der zu viel wusste

Realschüler zeigen hinreißendes Theaterstück vor 280 Zuschauern


Von Wolfgang Döbber
(Text und Foto)
Löhne (LZ). Zum Schluss gab es stehende Ovationen der gut 280 Zuschauer in der Aula der Realschule an der Goethestraße. 15 äußerst spielfreudigen Schauspieler zeigten das Theaterstück »Das Geheimnis um Kapi 07«. Unter der Regie der Lehrerin Monika Schumacher und des Lehrers Jan Leerkamp entstand ein unterhaltsames, kurzweiliges und wortgewandtes Stück, in dessen Mittelpunkt der blitzgescheite Androide Klaus-Peter (hervorragend gespielt von Vangogh Ali aus der 9b) eine Durschnittsfamilie gehörig durcheinander bringt. Theater als Zivilisationskritik.
Der Witz und der Hintersinn des Theaterstückes, das die Schüler rund neun Monate geprobt haben und dabei sehr viel ihrer Freizeit freiwillig opferten, wie Jan Leerkamp erzählte, lag in dem Zusammenprall von Mensch und Maschine, von Jung und Alt, von Lehrer und Schüler. Daraus ergaben sich herrliche Situationskomiken, die viel über eingefahrene Verhaltensmuster der Generationen verrieten.
Oder es stachen schön zugespitzte Rollen hervor: Die sprechintensivste Rolle neben dem Androiden hatte Laura Joeken als Oma Sulke. Sie wird von ihrer Familie als altes Mütterchen angesehen, hatte es aber faustdick hinter den Ohren. »Wie geht«s deinen Schaltkreisen?« Wenn Laura Joeken loslegte, hatte auch der wortgewandteste Android keine Chance mehr.
Auch die freche Schulgang mit der schnellen Schnauze Mike (toll gespielt von Jennifer Schwanz) hatte einprägsame Szenen. Vieles wurde thematisiert: Schulgewalt mit Unterdrückungsszenarien, Pisa-Studie, Girlie-Sprache, Computermanie. So entstand ein herrliches Chaos, das der besonnene und jederzeit auf Höflichkeit achtende Klaus-Peter immer wieder korrigierte. Vangogh Ali hatte ein wirklich wortgewandtes Drehbuch, er meisterte dies mit einer tollen Mimik. Das Publikum belohnte es mit viel Applaus.

Artikel vom 02.06.2006