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Rathäuser könnten dem
Handwerk stärker helfen

Paderborner Handwerksbetriebe bauten 4000 Stellen ab

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn (WV). Städte und Gemeinde könnten im Kreis Paderborn kleinere und mittlere Betrieben weitaus kräftiger unterstützen, wenn sie ihre Spielräume bei Auftragsvergaben stärker nutzten. Darauf hat jetzt Hauptgeschäftsführer Assessor Josef Tack von der Kreishandwerkerschaft Paderborn hingewiesen. Er beklagt eine anhaltend dramatische Auftragslage im Bauhandwerk.

Seit dem 22. März hätten Kommunen und Kreis im Einklang mit dem EU-Recht erheblich größere Freiräume bei Auftragsvergaben bis zu bestimmten Größenordnungen. Tack forderte Bürgermeister und Landrat vor der Presse auf, diese Chancen durch beschränkte Ausschreibungen zu nutzen und bei öffentlichen Aufträgen mehr Teil- und Fachlose zu bilden. So könne ein Großteil öffentlicher Bauten in der Region bleiben, sagte Tack: »Das erwarten wir«.
Erneut beklagte der Handwerks-Geschäftsführer einen Investitionsstau von rund 100 Millionen Euro und nannte unerledigte Paderborner Bauten wie Stadion, Kammerspiele, Volksbank im Kötterhagen oder Stadtverwaltung. Chancen für das Bauhandwerk sieht Tack in den kommenden Jahren in der Altbausanierung. Schließlich seien 77 Prozent aller Paderborner Häuser vor 1977 gebaut worden, bekräftigte Geschäftsführer Peter Gödde. Der Verein »Runder Tisch«, der unter Federführung der Kreishandwerkerschaft Paderborn Sanierungen und Baumaßnahmen zur Energieeinsparung initiiert, habe allein im Vorjahr etwa drei Millionen Euro Investitionen ausgelöst. Diese Summe sei auch 2006 erreichbar. Tack forderte alle Kommunen zur Teilnahme am Fassadenwettbewerb auf: Bislang machten lediglich Paderborn und Bad Lippspringe mit.
Die Gründungs-Schwemme bei »Ich AG's« habe zu zu massiven Umsatzeinbrüchen in Ausbildungsbetrieben geführt. Ein Drittel der Handwerksbetriebe habe im vergangenen Jahr Stellen abgebaut: »Die stellen keine Lehrlinge ein«, weiß Tack. In den einstigen »Modeberufen« wie Kfz-Mechaniker, Mauerer oder Tischler seien dramatische Lerhstelleneinbrüche zu beobachten. Ende Mai hätten der Kreishandwerkerschaft Paderborn 104 neue Ausbildungsverträge vorgelegen. Zum selben Zeitraum des Vorjahres seien 138 Verträge abgeschlossen worden - ein sattes Minus von 23 Prozent. Der Kreishandwerkerschaft Paderborn sind rund 1500 Betriebe in 14 Innungen von kreisweit 2300 Handwerksbetrieben angeschlossen. Sie beschäftigen etwa 20 000 Mitarbeiter. Damit habe das Handwerk in den vergangenen Jahren im Paderborner Land 4000 Stellen verloren. Den Umsatz im Handwerk bezifferte Tack auf 2,3 Milliarden Euro (einst mehr als drei Milliarden Euro).
Die Bildungseinrichtungen der Stiftung »Handwerk und Bildung« an 35 Außenstellen mit 200 Standorten in Deutschland haben im Vorjahr einen Umsatz von 154 Millionen Euro erwirtschaftet. Daran ist das Technologie- und Berufsbildungszentrum (tbz) Paderborn mit 15 Millionen Euro beteiligt. In diesen Einrichtungen sind deutschlandweit 2200 Mitarbeiter beschäftigt, berichtete Tack. Nach einem Stellenabbau in Vorjahren habe die Stiftung im vorigen Jahr wieder »massiv eingestellt«.

Artikel vom 02.06.2006