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Politik hat Demografie im Hinterkopf

Bürgermeister Robert Oelsmeier über die Zukunft der Delbrücker Bevölkerung

Delbrück (sis). Damit die Stadt Delbrück gut auf die zukünftige Gesellschaft vorbereitet ist, müssen Kommunalpolitiker nicht nur an die Entwicklung von Schulen und Kindergärten denken, sondern auch an die Senioren im Stadtgebiet. Bürgermeister Robert Oelsmeier sprach mit Redakteurin Silvia Scheideler über Seniorenpolitik und die Entwicklung der Delbrücker Bevölkerung.

Herr Oelsmeier, Sie gehen selbst Ende des Jahres in Ruhestand. Können Sie die Zeit nach dem Berufsleben in Delbrück genießen?
Robert Oelsmeier: »Ich denke schon. Ich vermute, dass meine Kinder genug Arbeit für mich haben. Sie betreiben eine Hobbylandwirtschaft in Rebbeke. Da fahre ich auch jetzt schon ab und zu mal mit dem Trecker. Beschäftigungsmöglichkeiten wird es wohl genug geben.«

Die Bevölkerungsprognose für Städte und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe sagt zum Beispiel der Stadt Höxter von 2003 bis 2020 einen Bevölkerungsschwund von mehr als zehn Prozent (2003: 32 982; 2020: 29 375) voraus. Wie sieht die Zukunft Delbrücks aus?
Robert Oelsmeier: »Delbrück ist eine vergleichsweise junge Stadt. Wir können bis zum Jahr 2020 noch ein leichtes Wachstum verzeichnen. 2003 waren es noch 29 846 Einwohner, 2020 sind 2514 mehr Einwohner prognostiziert. Da ist das Gesamtumfeld zwangsläufig besser. Sieht man den demografischen Wandel aber objektiver, wird er dramatische Auswirkungen auf ganz Deutschland haben.«

Wie wirkt sich die sinkende Geburtenzahl in Delbrück aus? Robert Oelsmeier: »Wurden vor einigen Jahren noch 400 bis 430 Kinder im Delbrücker Land geboren, wird diese Zahl bald sinken. Prognostiziert sind 320 Kinder pro Jahr. Das bedeutet, dass die Kindergarten- und Schuleinrichtungen jetzt noch voll sind. Aber schon bald wird es dort Platz geben. Wir wissen, dass wir in absehbarer Zeit Schulraum übrig haben werden. Deshalb ist es auch nicht vertretbar, obwohl zwei Klassenräume fehlen, in Ostenland anzubauen, stattdessen wird innerhalb des Gebäudes saniert und die Heimatstube zieht aus der Grundschule aus und ins Feuerwehrhaus ein. Generell geht der Trend geht zur Ganztagsbetreuung, in diesem Bereich müssen zusätzlich Angebote geschaffen werden.«

Wie wirkt sich die gesellschaftliche Entwicklung auf die gesamte Kommunalpolitik aus?
Robert Oelsmeier: »Es ist festgelegt, dass bei allen stadtplanerischen Entscheidungen die demografische Entwicklung bedacht werden muss.«

Die Zahl der älteren Bürger wird wachsen. Ist Delbrück mit dem neuen Caritas-Altenzentrum ausreichend ausgestattet?
Robert Oelsmeier: »Das Von-Galen-Haus war viel schneller als erwartet ausgebucht. In einigen Jahren ist sicherlich der Bedarf für ein weiteres Seniorenheim gegeben. Aber auch das mobile Pflegeangebot wächst weiter.«

Welche Projekte sollte Ihr Amtsnachfolger hinsichtlich der wachsenden älteren Generation weiter vorantreiben?
Robert Oelsmeier: »Diese Entscheidungen muss derjenige selbst treffen. Vielleicht werde ich meinem Nachfolger im stillen Kämmerlein ein paar Ratschläge geben.«

Artikel vom 02.06.2006