02.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pflegeeinheiten für Polyester

In Eilshausen werden die Löschschläuche der Löhner Feuerwehr gewartet

Von Per Lütje (Text und Foto)
Hiddenhausen/Löhne (HK). Wenn er zum Einsatz kommt, dann muss es schnell gehen wie die Feuerwehr: der Löschschlauch. Und wohl kaum ein anderes Utensil der Rettungskräfte wird so gründlich gewartet und gepflegt, damit es im Ernstfall vor Schaden bewahrt und sogar Leben rettet.

Brandinspektor Jörg Brackmann ist Leiter der Löschgruppe Löhne-Gohfeld und bereits seit mehr als drei Jahrzehnten bei der Feuerwehr. »Als ich angefangen habe, da waren Schläuche noch aus Hanf und mit 22 Kilogramm doppelt so schwer wie die heutigen Modelle aus Polyester«, erinnert er sich. Die Schläuche von damals waren aber nicht nur schwer, sie sogen sich auch voll mit Wasser und brauchten entsprechend lange, bis sie wieder trocken und somit einsatzfähig waren. »Wir sind die einzige Löschgruppe in Löhne, die noch einen Schlauchturm hat. Dort wurden bis in die 80er Jahre hinein die Schläuche zum Trocknen aufgehängt, was je nach Wetter bis zu zwei Wochen dauerte. »Das war Knochenarbeit, und die durfte in der Regel der verrichten, der am meisten bei Übungsabenden gefehlt hat«, sagt der 45-Jährige.
Heute haben es die Rettungskräfte einfacher und müssen die Schläuche nicht mehr mit Hand schrubben und anschließend in dem 22 Meter hohen Turm aufhängen. »Nach jedem Einsatz werden sämtliche Schläuche zur Kreisleitstelle nach Eilshausen gebracht, wo sie gewartet werden.« Mit 25 Bar wird Wasser durch die flexiblen Röhren gepresst. Das müssen sie aushalten, damit sie im Ernstfall bis zu 2200 Liter Löschwasser in der Minute auf die Flammen werfen können. »Die gründliche Prüfung ist auch aus einem anderen Grund äußerst wichtig«, betont Jörg Brackmann, »denn wenn ein solcher Schlauch platzt, und jemand steht gerade daneben, kann das ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen.«
Wenn die Löschgruppe Gohfeld zu einem Brand gerufen wird, haben sie an Bord ihrer beiden Löschfahrzeuge 600 Meter Schlauch, unterteilt in Abschnitte zu je 20 Metern. Dass die Einsatzkräfte solch weite Wege überbrücken müssen, um Wasser von A nach B zu transportieren, ist keine Utopie, erklärt der Brandinspektor. Zwölf Minuten brauchen die Feuerwehrmänner, bis sie 600 Meter Schlauch montiert haben. Weitere 180 Sekunden dauert es, bis Wasser den Brandherd erreicht. »Diese Zeit überbrücken wir mit Wasser, das in den Löschfahrzeugen gebunkert ist«, erklärt Jörg Brackmann. Ein gut gepflegter Schlauch, sagt der 45-Jährige, hält ein Leben lang. Und das ist auch gut so: Denn bei einem Stückpreis von bis zu 540 Euro schlagen Neuanschaffungen kräftig ins Kontor. »Weg geworfen wird bei uns aber nichts. Ist ein Schlauch tatsächlich mal beschädigt, wird er an der entsprechenden Stelle gekappt und ist dann halt ein bisschen kürzer.«

Artikel vom 02.06.2006