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Zigaretten nicht mehr angesagt

Herforder Fachstelle für Suchtvorbeugung legt Jahresbericht 2005 vor

Herford (kop). »Wenn ich auch nur einem jungen Menschen im vergangenen Jahr geholfen habe, von seiner Sucht loszukommen oder nur in einem Fall mit der Suchtvorbeugung erfolgreich war, dann hat sich meine Arbeit schon gelohnt«, sagte Uwe Holdmann von der Fachstelle für Suchtvorbeugung im Diakonischen Werk Herford, als er gemeinsam mit seiner Kollegin Eva Liesche den Jahresbericht der der Fachstelle vorlegte.

Zahlen über Fälle, in denen einer Sucht vorgebeugt oder eine Sucht bekämpft wurde, sind in dem Bericht nicht zu finden, wohl aber ein Überblick über die geleistete Arbeit der Fachstelle. So wurden im vergangenen Jahr 3200 Personen erreicht. Eine beachtliche Zahl, wie Holdmann und Liesche berichteten.
Insgesamt wurden in 2005 317 Veranstaltungen durchgeführt, davon waren 88 Veranstaltungen Suchtprophylaxe-Veranstaltungen in Schulen, 129 Einzelgespräche mit Jugendlichen, Lehrern oder Eltern sowie 59 außerschulische Veranstaltungen (Suchtvorbeugung/Schulungen) und 41 Veranstaltungen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
Gestiegen ist in 2005 die Zahl der Kontakte in Haupt- und Sonderschulen. Zwar sei das Suchtverhalten der Schüler dieser Schulen kaum anders, als bei denen anderer Schulformen. Jedoch würde das Umfeld der Haupt- und Sonderschüler die Suchtproblematik eher bagatellisieren. Wenn eine 13-jährige Schülerin des Gymnasiums eine Alkoholvergiftung habe, werde das an ihrer Schule stark zum Thema gemacht. An der Sonderschule jedoch eher weniger, weil dies dort häufiger vorkomme, weiß Eva Liesche aus ihrem Berufsalltag. Die Sucht-Expertin und ihr Kollege bedauern, dass inzwischen für Suchtprophylaxe kein Unterricht mehr ausfallen dürfe. Lehrer, die an dem Thema interessiert seien, müssten sich nach dem Unterricht damit auseinandersetzen. Uwe Holdmann und Eva Liesche wünschten sich, dass mehr Lehrer Kontakt zu ihnen aufnehmen würden, um sich zu informieren, wie mit dem Thema Drogen an Schulen oder mit konsumierenden Schülern umgegangen werden könne.
Was die Art der Drogen angeht, ist der Zigarettenkonsum zurückgegangen, was unter anderem am Preis liegen mag. Voll im Trend ist laut Liesche und Holdmann das Shisha-Rauchen (Wasserpfeife). »Vor allem in den Jahrgängen sieben und acht fahren die Schüler aller Schulformen klassenweise darauf ab«, erzählt Eva Liesche. Dabei würden die Gefahren des Wasserpfeife-Rauchens unterschätzt, so Uwe Holdmann. Immerhin hätte das Wasser keine filternde Wirkung wie der Zigarettenfilter, zudem enthalte der Tabak 4000 verschiedene chemische Verbindungen. In Sachen Alkohol hätten koffeinhaltige Getränke gemischt mit Wodka die Alco-Pops abgelöst.
»Wir wollen nicht mit erhobenen Zeigefinger auf die Jugendlichen losgehen«, sagten die beiden Fachleute. Vielmehr solle erreicht werden, dass die Jugendlichen ihren Konsum hinterfragen und über das Risiko nachdenken.
Um den jungen Leuten mehr Infos zu geben, richtet die Fachstelle für Suchtvorbeugung ab August eine Jugendsprechstunde zum Thema Sucht an. Jeweils Montagnachmittags können Jugendliche bis 17 Jahren sich in der Hämelinger Straße 10 über alle Bereiche der Sucht informieren.

Artikel vom 02.06.2006