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Polizei im Mühlenkreis
setzt ab heute auf KUNO

Kartenbetrügern künftig einen Riegel vorschieben

Kreis Minden-Lübbecke (WB). Die Polizei und der Einzelhandel gehen künftig gemeinsam gegen den Missbrauch von EC-Karten (Debitkarten) im elektronischen Lastschriftverfahren vor. So bekommen es Kartenbetrüger von heute an auch im Mühlenkreis mit dem neuartigen System KUNO zu tun. Das bedeutet genau: Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr durch Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen.

Betrügereien mit gestohlenen EC-Karten haben in den vergangenen Jahren rasant zugenommen, berichtet die Polizei. Auch wenn die Zahl der entwendeten EC-Karten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 gegenüber dem Vorjahr um etwa 5000 Fälle zurückgegangen sei, habe sie mit 13 020 Fällen doch immer noch nahezu doppelt so hoch gelegen wie im Jahr 2002. Allein im Kreis Minden-Lübbecke lag die Zahl der tatsächlich zu betrügerischen Zwecken eingesetzten gestohlenen EC-Karten im Jahr 2004 bei 491 Fällen. Zwar sei im Jahr 2005 ein Rückgang auf noch 309 Fälle zu verzeichnen gewesen, der dadurch angerichtete Schaden habe jedoch immer noch mehr als 61 000 Euro betragen.
Täter nutzten es dabei gnadenlos aus, dass Karte und Unterschrift ausreichen, um zu bezahlen. Längst nicht jeder Einzelhändler beteilige sich am vergleichsweise sicheren EC-Cash-Verfahren, bei dem die Eingabe einer PIN (persönliche Identifikationsnummer) zwingender Bestandteil des Zahlungsvorganges sei. Hierfür seien nicht zuletzt die mit diesem System verbundenen Kosten verantwortlich.
Wurde eine gestohlene Karte gesperrt, so konnte sie bislang trotzdem im elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) allein durch ihre Vorlage und eine Unterschrift vielfach weiter eingesetzt werden - zum Teil über Tage, Wochen und Monate, bis zum Ablauf ihrer Gültigkeit. Dass die Karte betrügerisch eingesetzt wurde, bemerkte der Händler erst, wenn er das Geld im Lastschriftverfahren bei der Bank abbuchen wollte. Doch dann war es zu spät. Vorteil für den Betrüger: die Unterschrift reiche, bezahlt wird mit dem »schlechten« Namen.
Daher gehen Polizei und Handel in Nordrhein-Westfalen im Kampf gegen den Betrug mit gestohlenen EC-Karten künftig neue Wege. Hierzu setzt die Polizei in Nordrhein-Westfalen von heute an das System KUNO (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr durch Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen) ein. Kontonummer und Bankleitzahl gestohlener Karten werden von der Polizei bei einer Anzeigenerstattung per E-Mail über eine Meldestelle beim Euro-Handelsinstitut direkt an den Einzelhandel weitergeleitet. Durch diese Meldestelle werde gewährleistet, dass entwendete Karten künftig auch im elektronischen Lastschriftverfahren nicht mehr eingesetzt werden könnten und der Kassierer bei der Vorlage einer solchen Karte eine entsprechende Meldung auf seinem Kassendisplay erhalte. Doch KUNO greife nicht nur bei entwendeten EC-Karten. Auch verloren gemeldete Karten könnten so für das ELV gesperrt werden, so die Polizei weiter.
Was also sei zu tun, wenn eine EC-Karte entwendet oder verloren wurde? Die Karte sollte in jedem Fall bei der Bank oder über einen Anruf bei einer der bekannten Sperrnummern gesperrt werden, empfiehlt die Polizei. Danach sollten sich Betroffene schnellstmöglichst an die nächstgelegene Polizeidienststelle wenden und dort Anzeige erstatten. Im Rahmen der Anzeigenaufnahme habe der Betroffene dann die Möglichkeit, seine Karte mittels KUNO auch für das ELV sperren zu lassen.
Die Polizei benötige hierzu die Karten- und Kontonummer und - soweit bekannt - die so genannte Kartenfolgenummer. Die Polizei übernehme hier bewusst die Rolle als Datenmittler. Mit diesem neuen System hoffen Polizei und Einzelhandel nach einem erfolgreichen Testbetrieb, den Karten-Betrügern einen Riegel vorzuschieben.

Artikel vom 01.06.2006