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Dicke Winterpullis statt Sommermode-Trends

Umsatz vieler Geschäfte leidet unter nasskaltem Wetter

Von Sandra Knefel
Bünde (BZ). Der Sommer lässt auch Anfang Juni noch auf sich warten und in den nächsten Tagen wird das Wetter mit Temperaturen zwischen elf und 17 Grad herbstlich bleiben. In der Jahreszeit, in der man sich eigentlich auf luftige Kleidung in bunten Farben freut, ist noch der dicke Pullover angesagt. Die Lust auf Farbe mag bei grau verhangenem Himmel vergehen.

Doch die Sommermode lockt in Schaufenstern und wartet auf Käufer: Sind bei den trüben Aussichten Top, Minirock und Shorts die Ladenhüter in den Bünder Geschäften oder lassen sich die Menschen trotz Kälte und Regen die Lust auf neue Sommerkleidung nicht verderben? Die BÜNDER ZEITUNG hörte sich in der Innenstadt um.
Überraschendes hat das Wäsche- und Bademodengeschäft Ottingmeier zu berichten. Bademoden werden scheinbar immer gebraucht - auch bei Temperaturen unter 20 Grad. »Wir wundern uns selbst, dass die Kunden jetzt so viele Badeanzüge und Bikinis kaufen«, so Mitarbeiterin Sabine Manthey. Die Leute sorgen für den Strandurlaub im Süden vor, vermutet sie. Doch auch in der Heimat finden Badeanzug und Co. Verwendung: »Selbst dieses Wetter hält viele nicht vom Schwimmausflug ins Freibad ab«, weiß Manthey zu berichten.
Anders sieht es im »Fashion Store« aus. »Wer momentan nicht in Urlaub fährt, muss sich nicht mit Sommermode eindecken«, so Geschäftsinhaberin Ursula Kemeler. Ein Lichtblick war der Ansturm auf die Sommerkollektion in den ersten beiden sonnigen Maiwochen. Doch nun sehe man in den Straßen und spüre auch im Umsatz, dass es ruhiger geworden ist. Das geblümte Trägerkleid bleibt hängen, lediglich Ganzjahresartikel werden gekauft.
Ähnlich verhält es sich bei »Jeans Fritz«. Die Frage nach dem bisherigen Sommergeschäft erübrige sich eigentlich, so Mitarbeiterin Birgit Boock. Es sei zwar kein totaler Zusammenbruch zu verzeichnen, doch das nasskalte Wetter beeinflusse schon das Kaufverhalten. »Dafür laufen Jeans besser und T-Shirts werden eigentlich immer gekauft.«
Sehr zufrieden zeigt sich hingegen das Bünder Modehaus. Im Damen-, Herren- und Kinderbereich sind sommerliche Strick- und Wirkwaren momentan der Renner, verrät Angelika Hauptmann, Einkäuferin und Mitglied der Geschäftsleitung. »Bei Sonnenschein würde so manches besser laufen, Hochsommerartikel wie kurze Kleider und Röcke oder Tops interessieren jetzt nicht unbedingt.« Doch der Umsatz stimmt, dazu habe die erste Maihälfte beigetragen.
Besonders begeistert ist Hauptmann von den Herren: »Sie scheinen nicht zu frieren - wir verkaufen sehr viele kurzärmelige Oberhemden.« Toll findet sie auch den »Farbmut« der Männer. Die Trendfarben der Saison sind kräftig: Orange, Rosa, Lilatöne oder knalliges Grün füllen die Regale - sonst eher ungewöhnlich für Herrenbekleidung. »Doch auch die 60 bis 80-jährigen Kunden scheinen Farbe zu wünschen und greifen zu«, freut sich Hauptmann über den Erfolg des Trends.
Rabattaktionen werden wohl nicht gestartet, um die hochsommerliche Mode los zu werden. Man bleibt einfach optimistisch. Rabatte machen das Wetter schließlich auch nicht besser. Außerdem wolle man bei den Kunden glaubhaft bleiben, erklärt Hauptmann. Im Bünder Modehaus gibt es zweimal jährlich gezielte Rabatt-Aktionen.
»Ich habe schon überlegt, ob ich die Winterpullis aus dem Lager holen soll«, scherzt Angelika Hauptmann, denn sie glaubt, dass diese auch jetzt noch gekauft würden. Doch sie ist zuversichtlich für die kommenden Sommermonate. »Wir haben es ja schon erlebt, dass sich der Sommer nach hinten verschiebt, dafür aber beständiger bleibt.« Sie hofft, dass spätestens in der nächsten Woche die Sonnenstrahlen wieder locken, wenn die bundesweite »Wäschesonderwoche« beginnt.

Artikel vom 02.06.2006