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Grünes Licht für Seniorenresidenz

Bau- und Planungsausschuss befürwortet überarbeiteten Entwurf - SPD dagegen

Verl (ehl). Der Weg für die »Seniorenresidenz 50+« an der Sender Straße ist - zumindest nach dem Willen des Bau- und Planungsausschusses - frei: CDU und FWG stimmten am Montagabend zu, das Haus Wilsmann-Hampe abzureißen und an seiner Stelle einen Komplex mit 20 seniorengerechten Wohnungen zu errichten. Die SPD votierte dagegen, konnte aber mit drei zu zehn Stimmen nichts ausrichten.

Vorausgegangen war der Entscheidung, dass Planer Michael Kluckhuhn seinen Entwurf überarbeitet hat. Nun präsentierte er einen aufgelockerten dreiteiligen Gebäudekomplex, bei dem der mittlere Trakt um etwa 5,70 Meter nach hinten versetzt ist, so dass im Eingangsbereich ein begrünter Platz entsteht. So werde dem Platzcharakter im Bereich von Heimathaus und Kirchplatz Rechnung getragen und gleichzeitig die Front aufgelockert, sagte Kluckhuhn. Im Garten hinter der Seniorenresidenz sei genug Platz für die Rückversetzung, allerdings werde dadurch die nördliche Baugrenze auf 10,50 Metern Breite um 2,15 Meter überschritten, so dass eine weitere Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans notwendig sei. Wie berichtet, ragt zudem der östliche Baukörper auf 10,50 Metern um 1,50 Meter über die festgesetzte Baulinie zur Sender Straße hinaus.
Die Parkplatzsituation hatte Kluckhuhn ebenfalls überarbeitet. Nun sollen senkrecht zur Sender Straße vier Kurzzeitparkplätze entstehen und die Einfahrt zur Tiefgarage soll an der Ostseite des Gebäudes platziert werden. Des Weiteren wird der Neubau einen größeren Abstand zur ehemaligen Vikarie (heute Blumenlädchen) haben.
Aufgrund der Änderungen kann sich nun auch der Heimatverein mit dem Bauvorhaben anfreunden. In einem Gespräch mit Planer Kluckhuhn und Gemeindevertretern war den Heimatfreunden der überarbeitete Entwurf schon vorab vorgestellt worden, nachdem sie erhebliche Bedenken gegen den ursprünglichen Plan geäußert hatten. In einer zweiten Stellungnahme, die dem Ausschuss am Montag vorgelegt wurde, begrüßt der Heimatverein die Veränderungen.
Während sich Sprecher von CDU und FWG ebenfalls überzeugt zeigten, kritisierte die SPD zum einen die Dimension des Neubaus, der sich nicht maßstäblich in die Umgebung einfüge und damit laut einer Erhaltungssatzung nicht zulässig sei, und zum anderen die Vorgehensweise. Dr. Adolf Großmann schlug vor, eine Bürgerversammlung einzuberufen und Experten zu Rate zu ziehen. Zustimmung fand er damit jedoch lediglich bei Johannes Wilke (parteilos). Sowohl die Verwaltung als auch die Mehrheit waren der Ansicht, dass der Ausschuss gewählt sei, um solche Entscheidungen zu treffen und man nicht ewig diskutieren wolle. Im Übrigen könne die Gemeinde ohnehin nur deshalb mitreden, weil eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans notwendig sei, denn schließlich handele es sich um ein Privatgrundstück. Bürgermeister Paul Hermreck betonte, dass es natürlich um einen sensiblen Bereich des Ortskerns gehe. Aber das seit langem leer stehende Haus Wilsmann-Hampe sei marode und drohe zu verfallen. Daher sei es schlecht, wenn man die Diskussion so weit treibe, dass gar keine Investition zustande komme, »denn dann wäre das Herz von Verl kaputt«, griff er eine Formulierung der SPD auf. Und Baudezernent Franz Berenbrinker ergänzte, da das Haus nicht unter Denkmalschutz stehe, könne man den Eigentümern den Abriss gar nicht verwehren.
Neben der Stellungnahme des Heimatvereins lag dem Ausschuss übrigens auch ein Brief von Nachbarn des betreffenden Grundstücks vor. Darin betonen sie, dass sie sich eine offene Diskussion mit allen Betroffenen gewünscht hätten, um alle Einwände prüfen zu können und so allen Beteiligten gerecht zu werden. Die Anlieger fragen sich zum Beispiel, ob »ein Gebäude in die Sender Straße passt, dessen Grundfläche größer ist als die der Kirche«. Zudem befürchten sie erhebliche Probleme für die benachbarten Geschäfte während der Bauphase und eine Verschlechterung der Parksituation. Weiter heißt es, die Sender Straße erhalte durch die Seniorenresidenz immer mehr den Charakter einer Wohnstraße. Es stelle sich aber die Frage, ob nicht in Anlehnung an ihre frühere Funktion als Versorgungszentrum eine Belebung durch weitere Gastronomie und Einzelhandel sinnvoller sei, »um ein lebendiges historisches Ortszentrum am Fuße des Kirchturms zu schaffen«.

Artikel vom 31.05.2006