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Von Pulp Fiction bis Shakespeare

Von Cora Schäfer
So mancher wird nach der Fußball-WM in ein tiefes Loch fallen und Events wie gemeinsames Fußballschauen oder Siegespartys vermissen. Für die English Drama Group an der Uni Bielefeld aber steht fest: Die Party fängt jetzt erst richtig an! Im Juli können die Studenten auf 30 Jahre englisches Theater in allen Facetten zurückblicken.

1976 hatte der Dozent Martin Winks die Idee, seinen Studenten durch eine englische Theatergruppe das Lernen der Sprache zu erleichtern. Mit durchschlagendem Erfolg: Was ursprünglich als Seminar gedacht war, entwickelte sich zum Selbstläufer.
Nicht nur Anglistik-Studenten sind mittlerweile Teil der Theatergruppe, sondern auch Studierende anderer Fachrichtungen können mitmachen. Klar, dass die deutsche Sprache in den Stunden der Proben komplett tabu ist. Regieanweisungen, private Unterhaltungen und natürlich die Stücke selber: only in English, please!
Am Ende eines Semesters steht das Lampenfieber im Vordergrund, denn dann wird das jeweilige Stück allen Interessierten im Audimin dargeboten. Dabei gibt es immer wieder Abwechslung: Ob Shakespeares »Macbeth«, »Pulp Fiction« oder »Who`s afraid of Virginia Woolf?« - von altbewährt bis modern lässt sich die Gruppe immer wieder etwas neues einfallen.
Medienwissenschaftsstudentin Carla Quick ist dieses Semester zum ersten Mal mit dabei. Schon in der Schule hat sie gerne Theater gespielt -Ê»und die englische Sprache mit dem Theater zu verbinden ist doch optimal«, freut sich die 25-Jährige.
Jan-Hendrik Augustin dagegen ist jetzt schon seit vier Jahren in der Gruppe. Theater ist einfach eine Leidenschaft für ihn, wie der Anglistik- und Philosophiestudent erklärt.
Martin Winks genießt seit 2003 seinen Ruhestand und hat die Leitung der Gruppe an Mirjam Manoutchehri, einst selbst Schauspielerin in der English Drama Group, abgegeben. »Für uns stehen der Spaß in der Gruppe und der Teamgeist ganz oben«, berichtet die 28-Jährige. »Deswegen organisieren wir auch regelmäßig Treffen außerhalb der Proben.« So gehen die Schauspieler oft gemeinsam ins Kino oder treffen sich einfach mal zum Quatschen.
Und das ist vor allem in diesem Semester wichtig, denn die Proben laufen derzeit nur in kleinen Gruppen und getrennt voneinander ab. Zum Jubiläum haben sich die Schauspieler nämlich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Vom 10. bis zum 15. Juli bringen sie jeden Abend um 19.30 Uhr im Audimin eine bunte Mischung aus Sketchen und kurzen Stücken, die nur aus einem Akt bestehen, auf die Bühne. Die erste Hälfte des Abends setzt sich aus britischen, die zweite aus amerikanischen Werken zusammen.
Doch so unterschiedlich die Stücke auch sind, eins haben sie alle gemeinsam: Zwischenmenschliche Beziehungen in den unterschiedlichsten Ausführungen sind das Thema. Da kann es mal lustig, mal nachdenklich oder auch etwas zynisch vor sich gehen.
Ehemalige Mitglieder der Gruppe sind schon etwas eher zu einer halböffentlichen Vorpremiere eingeladen. »Wir versuchen, so viele wie möglich zu erreichen«, berichtet Mirjam Manoutchehri. An diesem Abend können alle Gäste die Gelegenheit nutzen, sich nach langer Zeit wieder zu sehen, sich auszutauschen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Artikel vom 13.06.2006