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»Wir dürfen nicht vergessen«

Theater-AG der Realschule an der Königstraße zeigt »Tagebuch der Anne Frank«

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Löhne (LZ). In dieser Woche dreht sich in der Realschule an der Königstraße vieles um rechte Gewalt. Die Kulturschule Leipzig sorgte mit ihrem Theaterstück »Neonazi« gestern für nachdenkliche Schülermienen. Die Theater-AG der Schule steht heute mit dem »Tagebuch der Anne Frank« auf der Bühne.

Lange Zeit sei es unklar gewesen, ob sich die AG an diese ernste und schwere Thematik heranwage, sagt Nicola Farecki »Ich war mir nicht sicher, ob der Stoff nicht zu komplex umzusetzen ist«, erklärt die Leiterin. Nach intensiven Überlegungen hat sich die Pädagogin allerdings doch dazu durchgerungen, das Leben der jüdischen Familie Frank während des Holocausts auf die Bühne zu bringen. »Ich bin wirklich erstaunt, dass die Kinder so gut mitmachen. Das rechne ich ihnen hoch an. Schließlich sind die Proben in der Freizeit«, sagt Nicola Farecki
Die Nachwuchsschauspieler waren sofort von der Idee begeistert, die Geschichte von der 1929 in Frankfurt geborenen Anne Frank zu erzählen. »Es ist eine Geschichte, die mich sehr betroffen macht. Kaum vorstellbar, wozu Menschen fähig sein können«, fasst Julia Dowe ihre Empfindungen in Worte. Besonders gut habe der Hauptdarstellerin gefallen, dass das Drama mit dem Schluss beginne. Der zeigt den einzigen Überlebenden der Familie, Vater Otto Frank, der nach dem Krieg an den Zufluchtsort zurückkehrt. »Dort finde ich dann das Tagebuch von Anne. Dadurch wird eine unheimliche Spannung erzeugt«, sagt Alex Masjutin.
Für Jane Herbst, die ebenfalls in die Rolle Anne Franks schlüpft, sei es kompliziert gewesen, sich in das junge Mädchen hinein zu versetzen. Dennoch sei es ein aufregendes Abenteuer. »Jedes Ereignis, ihre Geheimnisse, Gedanken und Gefühle hat sie ihrem Tagebuch anvertraut. Je älter sie wurde, um so ernster wurden ihre Notizen. Ich habe großen Respekt vor ihr«, sagt Jane Herbst.
1946 entschloss sich Otto Frank die Aufzeichnungen seiner Tochter zu veröffentlichen. Das Buch wurde ein Welterfolg. »Es ist wichtig, dass die Zeit des Nationalsozialismuss nicht in Vergessenheit gerät, damit so etwas nie wieder passieren kann. Ich bin froh, durch unsere Auftritte etwas dazu beizutragen«, sagt Anastasia Wenzel.
»Das Tagebuch der Anne Frank« zeigt die Theater-AG der Realschule an der Königstraße heute um 10 und um 19 Uhr im Saal drei der Werretalhalle. »Die erste Vorstellung ist jedoch nur für Schüler«, sagt Nicola Farecki Der Eintritt kostet zwei Euro.

Artikel vom 30.05.2006