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Innige Liebe zu kultigen Spritschluckern

Beim Straßenkreuzer- und Musikboxfestival in Kaunitz wird klar: »Hier trifft sich die Szene«


Verl-Kaunitz (fre). Sie schlucken locker bis zu 25 Liter Sprit, sind ziemlich sperrig und machen das Einparken schwer. Dennoch: Die Chevrolets, Buicks und wie sie alle heißen, sie haben ihre Liebhaber, die die Kultwagen mit farbigem Blech und viel Chrom heiß und innig lieben und über die Maßen herausputzen. So wie am Wochenende beim Straßenkreuzer- und Musikboxfestival in Kaunitz.
Die wuchtigen US-Kutschen aus den 40er, 50er und 60er Jahren - es waren einige hundert - hatten bei anfänglichem Regenwetter lange Wege hinter sich. Spitzenreiter war nach Angaben von Veranstalter Markus Wiesing Manfred aus Wien (mit Beifahrerin Sabine aus Kiel) und Andreas, der ebenfalls aus der österreichischen Metropole angereist war. Zwölfeinhalb Stunden hatten Manfred und Sabine mit ihrem in Mintblau und Colonialweiß gestalteten Ford-Fairline von 1956 für die Strecke gebraucht. Die 4,7 Liter-Maschine des Thunderbirds hat 202 PS und schluckt mal eben so 20 Liter - kein Auto für den täglichen Gebrauch im Stadtverkehr also, wie sein Fahrer einräumte.
Kumpel Andreas lenkt einen schwarzen Chevrolet, Jahrgang 1948, original und mit seiner Erstausstattung mit beispielsweise Hörnern und Steg vorn. Highlight dabei: das »Exterior Sunvisor«-Sonnenverdeck. Geschaltet wird bei diesem Modell natürlich mit der Drei-Gang-Lenkradschaltung.
Aus Hannover angereist waren Barbara Becker und Manfred Hörmann mit ihrem 58-er Buick (sprich: Bjuick), der seine Insassen mit stolzen 300 PS nach vorn bringt. Der 1990 aus den Staaten überführte Oldtimer hat einen beeindruckenden und chromblitzenden Kühlergrill mit 160 kleinen Quadraten, »alle von Hand gewienert«, wie Manfred Hörmann beteuerte.
Was die beiden Oldie-Fans so fasziniert, ist die Atmosphäre in Kaunitz. »Hier trifft sich die Szene, hier gibt es noch wirkliche Oldtimerwagen, hier kann man eine ganze Menge Ersatzteile tauschen oder kaufen und hier wird weit und breit noch Live-Musik gespielt«, schwärmten die beiden von den »Roomates« und den »Downhomers«, die das Meeting musikalisch begleiteten.
Überhaupt Musik: 'Zig Musikboxen, original erhalten oder nachgebaut, Plattenspieler und riesige Sammlungen von Schellackschätzen bis zur CD wurden angeboten.
Zudem konnte man sich beim Festival auch das passende Outfit zulegen: Vom Petticoat über schmale Schühchen bis hin zu Hut und Täschchen. Die Auswahl war riesig. Der nach Veranstalterangaben größte deutsche »Fiftys-Markt« bot darüber hinaus Flipperautomaten, Kühlschränke und viele Einrichtungsgegenstände mehr aus der Zeit des Wirtschaftswunders und des Rock'n'Roll. Nicht zuletzt war auch das kulinarische Angebot zumeist auf Spezialitäten aus dem Land mit dem Sternenbanner ausgerichtet.

Artikel vom 30.05.2006