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Firma Spengemann zieht vor Gericht

Wurstfabrik Bley lenkt ein - Nachgeahmte Etiketten werden trotzdem Justiz beschäftigen

Von Hilko Raske (Text) und
Jörn Hannemann (Foto)
Bünde/Kirchlengern (BZ). »Für uns ist das nicht nur ein Imageschaden, sondern auch ein reeller Verkaufsverlust.« Martin Stellbrink, stellvertretender Leiter für Vertrieb und Marketing bei der Fleischerei Spengemann, ist sauer. Der »Etikettenschwindel der Konkurrenz« gehe nun in die nächste Runde.

Wie berichtet, hatte die Firma »Bley Fleisch- und Wurstwaren GmbH« aus dem ammerländischen Edewecht für Rostbratwürste und gebrühte Bratwürste - so genannte »Griller« - aus der eigenen Produktion Verpackungsaufkleber verwendet, die denen von Spengemann täuschend ähnlich sind. Sowohl Schriftgröße als auch Schriftart, Foto und Layout sind identisch. »Für einen Kunden, der diese Rostbratwurst aus der Kühltruhe nimmt, ist der Unterschied kaum sichtbar«, so Stellbrink. Aus seiner Sicht ein ganz klarer Fall. Hier habe jemand im Spengemann-Revier wildern wollen.
»Rolf Bley, Geschäftsführer der Ammerländer Firma, hat mir zwar noch vor wenigen Stunden zugesichert, dass alle identischen Etiketten unverzüglich übergeklebt werden, damit für die Kunden hier ein Unterschied deutlich wird«, informierte Stellbrink. Damit sei die Sache aber noch lange nicht abgetan. »Es ist uns nachweislich Schaden entstanden. Und das Verpackungsetikett mit dem dazu gehörigen Bild ist unser Eigentum.« Stellbrink beriet sich deshalb gestern Nachmittag mit seinem Anwalt über die weitere Vorgehensweise. Man will jetzt eine einstweilige Verfügung erwirken, dass die Konkurrenz die Etiketten mit sofortiger Wirkung nicht mehr benutzen darf. Zudem werden etwaige Schadensersatzforderungen geprüft.
Als bemerkenswert stufte es der Fachmann in Sachen Fleischwaren ein, dass der ehemalige Geschäftsführer der Firma Spengemann, Peter Bestvater, jetzt als Verkaufsleiter für die Firma Bley arbeitet. Bestvater verließ die Firma Spengemann nach Aussage von Stellbrink im Streit. »Wir können nicht beweisen, dass hier ein Zusammenhang existiert. Aber es ist schon seltsam und der Verdacht liegt nahe, dass hier der ehemalige Geschäftsführer seine Hände im Spiel haben könnte.«
Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate - die Traditionsfleischerei aus Klosterbauerschaft war von einem Herforder Unternehmen übernommen worden (die BZ berichtete ausführlich) - habe man Ruhe in den Betrieb bringen wollen. »Nach diesen neuen Vorfällen ist genau das Gegenteil eingetreten. Die Belegschaft ist zu Recht verärgert.«
Nicht so dramatisch beurteilt Petra Bley-Schultz, Mitglied der Geschäftsführung der Edewechter Wurstfirma, diesen Vorfall. »Wir haben unverzüglich einen Außendienstmitarbeiter losgeschickt, der auf die besagten Etiketten einen knallroten Aufkleber mit dem Aufdruck ÝNeuÜ und ÝNeu aus dem AmmerlandÜ kleben soll.« Zudem stehe ja deutlich der Name »Bley« auf den Verpackungen. Wenn so das Problem für die Firma Spengemann gelöst sei, wäre das auch für die Firma Bley der Fall.
Die Geschäftsführerin konnte sich nicht erklären, weshalb die Fotos auf der Verpackung identisch seien. »Wir vergeben einen solchen Auftrag ja an unsere Hausdruckerei. Vielleicht handelt es sich um ein Standardfoto.«
Deutlich Stellung bezog auch Peter Bestvater, ehemaliger Geschäftsführer von Spengemann und jetzt für den Verkauf der Firma Bley zuständig. »Ich bin damals im Guten gegangen«, erklärte er. Viele Produkte und teilweise auch Etiketten der Firma Spengemann seien »seine Babys«. »Ich kann die Aufregung um die Etiketten nicht nachvollziehen. Es steht nicht westfälisch drauf, zudem ist eine ganz andere Zutatenauflistung vorhanden. Außerdem ist deutlich zu sehen, dass die Firma Bley Hersteller ist.« Er jedenfalls sei für die Entscheidung, welche Etiketten wo verwendet werden, nicht zuständig, betonte Bestvater.

Artikel vom 30.05.2006