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Nieren »auf den Zahn« gefühlt

Tag der offenen Tür im Dialyse-Zentrum - Führungen, umfassender Nierentest

Von Sonja Gruhn
Lübbecke (WB). Reges Interesse fand am Sonntag der Tag der offenen Tür des PHV-Dialyse-Zentrums im Rahmen des fünfjährigen Bestehens der Einrichtung. Gekommen waren nicht nur Betroffene. Auch deren Angehörige, Freunde und andere Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich u.a. über Nierenerkrankungen, Möglichkeiten der Vorbeugung und Therapieverfahren zu informieren.

Eingeladen hatten die gemeinnützige Stiftung PHV (Patienten-Heimversorgung) sowie die internistische Gemeinschaftspraxis Dres. med. Michael Hacker, Peter Harms, Roland Fulde und Hildegund Behr mit Sitz in Bad Oeynhausen, die zusammen das Dialysezentrum in Lübbecke betreiben.
Neben Informationsständen zu den Themen Nierenerkrankungen, deren Behandlungsmöglichkeiten und Organspende, konnten sich die Interessierten einen Überblick über die Einrichtung bei den angebotenen Führungen verschaffen. Zu den häufigsten Ursachen des Nierenversagens zählen nach Auskunft der Fachleute Diabetes- und Bluthochdruckerkrankungen. Daher bot das Dialyseteam einen umfassenden Nierentest an. Urin wurde mittels Teststreifen analysiert, Blutzucker sowie Blutdruck wurden gemessen. Viele nutzten auch die Möglichkeit, sich ein Dialysegerät von innen anzuschauen und sich den Funktionsablauf erklären zu lassen.
Wie Techniker Andreas Kintschler aus Liebenau den interessierten Besuchern erklärte, reinigen die Geräte das Blut, indem sie Schadstoffe filtern und zusätzlich das im Körper durch die eingeschränkte Nierenfunktion angesammelte Wasser abführen. Dieses »überflüssige« Gewicht, werde bei den Patienten, die alle zwei Tage an die Geräte angeschlossen werden, durch Wiegen ermittelt. Diese Werte würden dann in den Computer des Gerätes einprogrammiert. Ebenso die Dosierung der Stoffe in der Dialyseflüssigkeit. Genauigkeit sei besonders wichtig.
Die Filter seien das »A und O« der Geräte. Sie bestünden aus tausenden Hohlfasern, deren Hülle wie eine Membran funktioniere. Diese Hohlfasern besäßen in ihrer gesamten Länge einen welligen Charakter, um das Verkleben untereinander zu vermeiden. Pumpen sorgten außerdem dafür, dass das Blut durch das Innere der Fasern geleitet wird während gegenläufig eine Konzentratpumpe Osmosewasser, ähnlich dem destillierten Wasser, an der Außenhaut der Fasern entlang leite. Dieses Wasser, auf Körpertemperatur gebracht, sei mit verschiedenen Substanzen, unter anderem mit Elektrolyten, Natrium und Bicarbonat versetzt. Im Inneren der Filter könne nun durch die Membranstruktur der Fasern die Dialyseflüssigkeit die Giftstoffe aus dem Blut »herausschwemmen«. Verschiedene Filter und Mischungsverhältnisse würden je nach Therapie eingesetzt. Patienten ohne Niere oder mit eingeschränkter Nierenfunktion würden in der Dialyse dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden an ein Gerät angeschlossen, das die Blutreinigungsfunktion für die erkrankten beziehungsweise fehlenden Nieren übernehme.
Seit Eröffnung der Einrichtung 2001 seien mehr als 28 000 Dialysebehandlungen durchgeführt worden. Das Zentrum verfügt nach eigenen Angaben auf einer Gesamtfläche von etwa 500 Quadratmetern über 14 Behandlungsplätze. Derzeit würden 45 Dialysepatienten hier ambulant behandelt. Insgesamt betreibe die PHV mit Sitz in Homburg seit mehr als 30 Jahren Dialysezentren. Sie gehöre mit 77 Zentren zu den führenden Anbietern in Deutschland, so die PHV. 5 800 Patienten würden in Zusammenarbeit mit qualifizierten Fachärzten für Nierenheilkunde durch die Stiftung in Deutschland, Österreich und der Schweiz versorgt.

Artikel vom 30.05.2006