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Vorhersage bleibt unmöglich

Potsdamer Forscher wissen wo, aber nicht wann es Erdstöße gibt

Potsdam (dpa). Eine Möglichkeit zur Vorhersage von Erdbeben ist nach Angaben des Potsdamer GeoForschungsZentrums (GFZ) nach wie vor nicht in Sicht.
Indonesien, ein Urlaubsparadies auf dem pazifischen Feuergürtel.

»Wir wissen, wo es beben kann, aber überhaupt nicht, wann und in welcher Stärke«, sagte GFZ-Erdbebenexperte Jochen Zschau. Indonesien gehöre zweifellos zu den am stärksten gefährdeten Gebieten weltweit. Mit Erdbeben von der Stärke um 6 - wie sie bei der Katastrophe auf der Insel Java am Samstag gemessen wurde - sei in der Region mehrfach im Jahr zu rechnen. »In den vergangenen 30 Jahren wurden fast 500 Beben von Stärke sechs an in ganz Indonesien gemessen.«
Das Epizentrum des jüngsten Bebens lag nur 37 Kilometer von der Großstadt Yogyakarta entfernt im Meer. »Die Tatsache, dass es so schlimme Folgen ausgelöst hat, spricht für ein flaches Beben«, sagte Zschau. Also eines in den oberen 30 Kilometern der Erdkruste. Im Vergleich zu der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 sei nach derzeitigen Schätzungen 27 000 Mal weniger Energie durch das Beben ausgelöst worden, meinte Zschau. »Die Angaben über die Stärke des aktuellen Bebens schwanken je nach globalen Messnetzen derzeit zwischen 6,1 und 6,2«. Ein Tsunami sei bei dieser Stärke unwahrscheinlich gewesen.
Yogyakarta liegt nahe des Vulkans Merapi, der in jüngster Zeit seine Aktivität deutlich verstärkt hatte. »Es ist nicht auszuschließen, dass ein Zusammenhang mit dem Beben besteht«, sagte Zschau. Denn beides sei auf die Bewegung der Indo-Australischen Platte unter die Eurasische Platte am Sundabogen im Bereich des pazifischen Feuergürtels zurückzuführen. Mit dem pazifischen Feuergürtel oder dem »Ring aus Feuer« wird eine hufeisenförmige Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans bezeichnet, in der es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt. Die Vulkane, die entlang dieses Ringes liegen, haben ihm auch seinen Namen gegeben. Der Feuergürtel reicht von Küsten Süd- und Nordamerikas, über die Inselkette der Aleuten und Kurilen, Japan, den Philippinen, Indonesien bis Neuseeland.

Artikel vom 29.05.2006