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Deutschlands beste Oldtimer am Start

Flughafen Paderborn-Lippstadt und heimische Herrensitze als malerische Rallye-Kulissen

Von Rüdiger Kache (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Als Nina Krämer geboren wurde, hatten alle Stars der 51. Internationalen Deutschen Schnauferl-Rallye schon viele Jahrzehnte und tausende Kilometer auf dem Buckel. Die 24-Jährige Siegenerin mit ihrem Bruder Lucas als Copilot führte als jüngste Fahrerin in ihrem Leon Buat anno 1903, dem betagtesten Oldtimer im 130 Fahrzeuge starken Feld, die Rallye an und erntete viel Applaus für ihr Können und den perfekt restaurierten Wagen. Herrensitze im Paderborner Land, wie Schloss Erpernburg und Schloss Eringerfeld bildeten malerische Kulissen.

Hauptanziehungspunkt aber war der Flughafen Paderborn-Lippstadt mit zwei Sonderprüfungen und einem zünftigen Mittagessen im Flughafen-Forum. Insgesamt 320 Kilometer mussten die Renault und Napier, Mercedes, Auburn, Opel und Rolls Royce bei der bedeutendsten Oldtimer-Rallye Deutschlands unter die Speichenräder nehmen. Start und Ziel war in Bad Sassendorf. Neben Familienkutschen waren auch Grand-Prix-Rennwagen aus den Kindertagen des Motorsports mit dabei, darunter ein Renault und ein schneeweißer Opel GP Rennwagen, der noch am Vorabend des Ersten Weltkrieges in England ein Rennen fuhr und nicht mehr nach Deutschland zurückkehren durfte.
Viele der Schnauferl blicken auf eine bewegte Geschichte zurück und haben prominenten Erstbesitzer. So der Jaguar MKV von dem Iserlohner Ehepaar Freddie und Hildegard Rausch. Den erhaltenen Original-Bestellschein vom 22. Dezember 1950 hat kein Geringerer als der Multimilliardär Nelson A. Rockefeller persönlich unterzeichnet. Er führte in dem Traum-Jaguar insgesamt sechsmal die Steuben-Parade in New York an. Vom Kaufpreis in Höhe von 3850 Dollar musste übrigens selbst der reichste Mann der Welt damals sofort 500 Dollar anzahlen. . .
Die Bandbreite der Schnauferl-Legenden umfasst insgesamt fast 70 Jahre Automobil-Historie, darunter heute millionenschwere Luxus-Limousinen für die Superreichen bis hin zum liebevoll gepflegten Wirtschaftswunderauto Ford 17m von 1959, das sich auch »Otto Normalverbraucher« als Hobby leisten kann. Die Fluggäste am Paderborn Airport staunten am Samstag nicht schlecht, als ihnen die berühmtesten Autolegenden im Schritttempo präsentiert wurden, und auch bei der Rundfahrt durchs Bürener Land ließen sich viele Zaungäste von Messing, Chrom und solider Autotechnik verzaubern.
Die Mittagspause im Flughafen-Forum mit Variationen von hausgeräuchertem Lachs, Bandnudeln mit Stangenspargel, Schinkenbraten und Rosmarinkartoffeln aus dem Landhaus Göke in Hövelhof brachte die Rallye-Piloten (unter ihnen Gudrun Prinzessin von Preußen in einem wunderschönen Lagonda von 1938) wieder zu Kräften, denn im offenen Zweisitzer gibt's Regen und Wind pur. Wohl dem, der vor der nächsten Etappe mit sintflutartigen Schauern noch schnell ein Cabrioverdeck aufziehen konnte. Dem Regen fiel übrigens auch die Flugzeug-Oldtimerschau zum Opfer. Allein Flughafen-Chef Fritz Henze steuerte seine »Piper« auf den aufgeweichten Oldie-Parkplatz und verzückte viele Fotografen.

Artikel vom 29.05.2006