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Baby-Pflege als Krimi

Theaterfest trotzte mit Kurzweil der Mai-Kühle

Von Rainer Maler
Paderborn (WV). Nichts war zu spüren vom weltweiten Temperaturanstieg und Klimawandel - frostige Temperaturen und Nieselregen ließen das Außenprogramm beim Theaterfestival rund um die Paderhalle ins Wasser fallen.

Der Stimmung tat das schlechte Wetter keinen Abbruch. Tiger, Löwen, exotische Dschungeltiere bevölkerten das Foyer der Paderhalle - das Landestheater Detmold hatte professionelle Arbeit geleistet und kleine Prinzessinnen und WM-Helden aufgestylt, während sich die Eltern bei Cappuccino und Apfelkuchen trösteten. Auf fünf Bühnen einschließlich dem MultiCult tobte der Bär.
»Pindakas Saxophon Quartett« nahm die jungen und die leicht angegrauten Zuhörer auf eine musikalische Reise zu den Abenteuern des Herrn Sax mit, zu »krächzenden Hähnen am Ufer der Seine« in Paris, allerlei Viehzeug bevölkerte die Chansons. In einer Aufführung der Paderborner Kammerspiele wurde »Die Kuh Rosemarie« vom entnervten Bauern nach Afrika verfrachtet, weil sie aller Welt mit ihrer Besserwisserei auf den »Keks« geht.
Clowns wie der Schweizer Artist »Oskar« mit seiner Brio-Bahn und »Gerd der Gaukler« mit seinem Einrad sorgten für unbeschwerte Stunden, frei nach dem Rezept: aus Fehlern bloß nichts lernen. Da fällt man zwar öfter auf die Nase, kommt aber dem Bild eines Vollblutkomödianten schon recht nahe und erntet viel Gelächter.
Eine komödiantische Version vom »Schwanensee« fiel dem Regen zum Opfer und das Abendprogramm wies dann doch einige Lücken auf. Aber mit zauberhaften Masken entführte das »Theater R.A.B.« ins Reich der Träume, gefolgt vom »Improvisationstheater Emscherblut«. Was nach Krimi oder Horror klingt, entpuppte sich als reaktionsschnelle Schauspielerei, begleitet von einer Ein-Mann-Band. Es wurde ein Kundengespräch in einer Tischlerei als Comic mit Sprechblasen zum Besten gegeben, amüsant. Genreüberschreitend wurde die Alltagsszene »Vater und Mutter kümmern sich um ihr Baby« als Horrorfilm, Komödie, Tragödie, Westernfilm und Krimi mit Nackenhaar sträubender Musik schnell in Szene gesetzt, sehr zum Vergnügen der Zuschauer, die begeistert Stichworte und Applaus lieferten.
Zwischenzeitlich sorgten »René Madrid & Panama Caliente« mit heißen Latinoklängen für Stimmung und dann der von vielen erwartete Höhepunkt des Abends, ein Musical-Potpourri des Landestheaters Detmold. Begleitet vom Orchester zu später Stunde präsentierte das Ensemble Ausschnitte aus »Les Miserables« von Victor Hugo, aus »Show Boat«, einem Musical von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II, sowie Lieder aus »Der Mann von la Mancha«, einem Stück über Cervantes, den Verfasser des Don Quijote, gesungen in deutscher Sprache. Das lange Warten hatte sich gelohnt und man darf gespannt sein auf die farbenprächtige Inszenierung am 31. Mai (19.30 Uhr) in der Paderhalle. Es gibt noch Karten.

Artikel vom 27.05.2006