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Drei, zwei, eins É meins!

Philatelistenauktion in Kirchlengern lockt Sammler und Kapitalanleger

Kirchlengern (jp). Beinahe hätte man an ein sportliches Großereignis denken können, etwa einen Volkslauf. Um Punkt 8 Uhr morgens die Streckenbesichtigung. Mehrere tausend »Positionen« werden genau unter die Lupe genommen. Es folgt die Ausgabe der Startnummern. »Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten« - und der Briefmarkenfreund ist am Ziel seiner Träume. Aus ganz NRW strömten am Samstag Philatelisten nach Kirchlengern, um an der »31. Pumpenmeier-Auktion« teilzunehmen

Geboten wurde längst nicht nur auf Briefmarken. »Wir haben 14507 Lose im Angebot«, erklärte Bernd Jurkewitz, der die Auktion in Kirchlengern zum 15. Mal durchführte. 14507 Artikel, die an einem Tag »unter den Hammer« gebracht werden sollten. »Was sich zunächst nach sehr viel anhört, lässt sich tatsächlich in wenigen Stunden realisieren. Die einzelnen Artikel werden zu Gruppen zusammengefasst und dann gemeinsam angeboten«, informierte der Briefmarken-Experte, der über viele Jahren Erfahrungen im Briefmarkengeschäft sammeln konnte. Im Katalog verzeichnet waren neben Briefmarken auch Ansichtkarten, Lexika und Propagandamaterial der internationalen Postszene. Auch lokale Marken wurden angeboten. Alles eben, was das Philatelistenherz höher schlagen lässt.
Das Erstellen der Kataloge, in denen alle zu ersteigernden Artikel erfasst werden, macht laut Jurkewitz die meiste Arbeit. Vier Versteigerungen finden im Jahr statt. Die Zeit zwischen den Auktionen werde genutzt, um neues Material zu sammeln und Kataloge zusammenzustellen.
Auch zu unvorhergesehenen Zwischenfällen könne es kommen. »Vor einigen Jahren hatten wir kurz vor der Auktion einen Wasserschaden, wir mussten unmittelbar vorher den gesamten Fußboden austauschen - unsere Gäste mussten über Rohrleitungen zu ihren Plätzen waten«, erinnerte sich Jurkewitz an die dunkelsten Stunden seiner Auktion. Ohne ein Quäntchen Glück hätte wohl am Samstag erstmals eine Auktion ausfallen müssen. Lagern doch alle »Schätze« aus mehreren Jahrhunderten Postgeschichte im Bahnhof Kirchlengern, der vor zwei Wochen lichterloh in Flammen stand. »Da hatten wir wirklich Glück im Unglück, Artikel für die aktuelle Auktion wurden nicht beschädigt.« Nicht nur Bieter aus der Region konnten so unmittelbar nach dem Brand beruhigt werden. »Pumpenmeier-Auktionen« sind übrigens international. Gebote werden auch per E-Mail oder direkt über das angeschlossenen Internetportal angenommen.
Am Samstag wurden wieder Briefmarken und andere philatelistische »Schätzchen« umgesetzt, die teilweise den Wert eines Kleinwagens übersteigen sollten. Schnell wird die 90-Pfennig-Briefmarke zu einer Kapitalanlage - Wert: 350 Euro. Eine Briefmarke »»U-Boot Hela« mit dem Stempel »Feldpost« hat als Einstiegspreis gleich 650 Euro. Und ein ganzer Brief inklusive Stempel ist mit 6000 Euro veranschlagt. Überzogen waren die Einstiegspreise nach Ansicht der anwesenden Experten dennoch nicht. Diese werden schließlich vom Markt geregelt. Und zumindest der Briefmarken-Markt blieb von Erschütterungen bewahrt. »Briefmarken sind nicht nur für Liebhaber geeignet, sondern bieten sich auch als sichere Kapitalanlage an«, so Jurkewitz, der selbst sein Hobby vor vielen Jahren zum Beruf machte.

Artikel vom 29.05.2006