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Dopingrazzia
in Spanien

Team Liberty im Visier

Madrid (dpa). Ein neuer Dopingskandal erschüttert den Radsport. Bei der größten Razzia der spanischen Sportgeschichte hat die Polizei fünf Verdächtige festgenommen, darunter den Direktor des Profi-Radteams Liberty Seguros, Manolo Saiz.

Der Spanier gehört zu den Schwergewichten des Radsports. Eine Sondereinheit machte außerdem den Arzt Eufemiano Fuentes, den Laborchef José Luis Merino Batres, den Vizedirektor des Teams Comunidad Valenciana (früher Kelme), José Ignacio Labarta, und den Ex-Radsportler Alberto León dingfest.
Die Verdächtigen sollen Radprofis Blut abgenommen, dies mit roten Blutkörperchen angereichert und den Sportlern vor Rennen injiziert haben. Die Beamten stellten bei Hausdurchsuchungen 200 Beutel mit Blutkonserven sicher. Diese trugen Codes, mit denen die Radsportler identifiziert werden können, für die das Blut bestimmt war. Die Festnahmen könnten daher eine Welle von Dopingfällen nach sich ziehen und internationale Ausmaße annehmen - ähnlich wie der »Festina-Skandal« bei der Tour de France 1998. In Saiz' Team fährt mit Alexander Winokurow einer der Tour-Favoriten.
Der Mediziner Fuentes soll eng mit dem italienischen »Preparatore« Luigi Cecchini zusammenarbeiten, mit dem früher Bjarne Riis, jetzt Teamchef des Giro-Spitzenreiters Ivan Basso, kooperierte.
Saiz hatte nach seit 1989 bei Once den Radsport revolutioniert. Allerdings hielt es kein Radprofi lange mit ihm aus - außer Roberto Heras. Und der Star des Liberty-Teams wurde im Februar nach einem positiven EPO-Test für zwei Jahre gesperrt. Der Vuelta-Sieg 2005 wurde ihm aberkannt.
Spanien galt bis vor kurzem als ein »Doping-Paradies«, das es mit den Kontrollen nicht so genau nahm. Nun aber verfolgt die Regierung eine Strategie der »Null-Toleranz«. Nach einem Gesetzentwurf drohen Teamärzten und Managern bei Anstiftung zum Doping bis zu zwei Jahre Haft.

Artikel vom 25.05.2006