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Die Erinnerung an die
Geschichte wach halten

Vlothoer unterstützen Gedenken an die Familie Juchenheim

Vlotho (diso). Vier Vlothoer Vereine und Initiativen haben sich zusammen geschlossen, um die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten. Das betrifft insbesondere die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen. Am Dienstagabend fand im Gemeindehaus der St. Johanniskirche ein Informationsabend statt, zu dem rund ein Dutzend interessierter Vlothoer gekommen waren.

Auf Einladung des AKE-Bildungswerks, der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, der Initiative gegen Ausgrenzung in Bielefeld und dem Vlothoer Bündnis gegen das Collegium Humanum erfuhren die Gäste zahlreiche Detailinformationen. Im Mittelpunkt stand die ehemalige Vlothoer Mitbürgerin Emma Juchenheim. Sie war das älteste Holocaust-Opfer der Weserstadt und wurde im Alter von 88 Jahren umgebracht.
Emma Juchenheim wurde im Januar 1855 in Vlotho geboren. Am 22. Oktober 1935 wanderte sie nach Holland aus, 1943 wurde die Seniorin nach Sobibor deportiert und starb am 16. April 1943. In dem ehemaligen Vernichtungslager Sobibor, das heute zu den fast vergessenen Lagern zählt, wurden im Zeitraum zwischen Juni 1942 und Oktober 1943 etwa eine Viertelmillion Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet.
Manfred Kluge und Helmut Urbschat von der Mendel-Grundmann-Gesellschaft erinnerten im Gemeindehaus am Beispiel der Vlothoer Familie Juchenheim an die Grausamkeiten. Auf Informationstafeln hatten sie zahlreiche Daten und Einzelheiten der Familienmitglieder zusammengetragen und anschaulich aufbereitet. Insgesamt wurden sechs Familienmitglieder umgebracht. Mit der demnächst geplanten Verlegung von sechs weiteren »Stolpersteinen« in der Innenstadt soll auch noch einmal an die Familie Juchenheim erinnert werden.
Auf dem ehemaligen Lagergelände in Sobibor erinnert nur eine kleine Gedenkstätte an die dort verübten Verbrechen. Die dortige Gedenkarbeit sei finanziell sehr unzureichend abgesichert. Deshalb haben die vier genannten Organisationen ein Unterstützungsprojekt gebildet, um durch Spendensammlungen für ein würdiges Gedenken an die in Sobibor Ermordeten zu sorgen. Der Rat der Stadt Vlotho hat diese Initiative ausdrücklich begrüßt.
Friedhelm Jostmeier vom AKE-Bildungswerk koordiniert die Einsammlung von Spendengeldern. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann eine Spende auf das Konto 250631199 bei der Sparkasse Herford (Bankleitzahl 49450120) überweisen.

Artikel vom 25.05.2006