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»Aktion entlarvt sich selbst«

Aufkleber auf Schaufenstern machen Stimmung gegen Eschstraßensanierung

Bünde (hr). »Die CDU will die Eschstraße in Stolperstraße umbenennen. Dafür braucht sie Granit aus dem kommunistischen China.« Aufkleber mit dieser und ähnlichen politischen Parolen konnten Geschäftsinhaber in der Bünder Fußgängerzone jetzt auf ihren Schaufenstern entdecken.
Selbst auf Briefkästen waren die Klebestreifen zu finden. Bei Einzelhändlern, aber auch Befürwortern und Gegnern der geplanten Sanierung der Eschstraße stieß diese Aktion auf Unverständnis. Wer glaubt, dies sei ein Streich von Jugendlichen, der irrt. Zeugen berichten von einem seriös wirkenden Pärchen um die 50, dass diese Aufkleber gezielt angebracht habe. Dabei seien sie durch die gesamte Eschstraße bis zur Bücherei gegangen und hätten offensichtlich eine Liste abgearbeitet.
Deutliche Kritik daran kam von Ute Fröhlich, Sprecherin des »Aktionskreises gegen die Luxussanierung der Eschstraße«. »Das schadet nur der Sache und bringt uns in Mißkredit«, erklärte die Bündnisgrüne gegenüber der BÜNDER ZEITUNG. Man wolle sich mit den Befürwörtern der geplanten Sanierung ganz sachlich auseinandersetzen: »Bei uns stehen ausschließlich konkrete Punkte zur Diskussion«. Der Aktionskreis betrachte den Neubau, so wie er jetzt geplant sei, als nicht erforderlich. »Sanierung ja, aber nur das Notwendige«, betonte Ute Fröhlich. Das Ziel des Aktionskreises sei ein Begehren. »Und die dafür erforderlichen Stimmen haben wir erhalten. Rund 4000 Unterschriften haben wir schon abgegeben. Das ist vollkommen ausreichend.« Noch deutlicher äußerte sich Achim Wulkow, ebenfalls Sprecher des Aktionskreises. »In meinen Augen ist das ein Versuch, die Koalition in der Bürgerinitiative auseinanderzubringen. Gleichzeitig will man die Geschäfts- und Hausbesitzer gegen uns in Stellung bringen. Das wird aber nicht gelingen.«
»Das ist jenseits jeglicher politischer Diskussion. Das entlarvt sich selbst«, nahm Friedel Heitkamp für die Bünder Christdemokraten Stellung zu der Aufkleber-Aktion. Es solle sich jeder selber dazu ein eigenes Urteil bilden, »aber für mich ist das nur pubertär«. Es sei absurd, der CDU vorzuwerfen, sie kaufe Granit in China. »Das ist allein Sache der ausschreibenden Firmen.« Zudem lebe man in einer globalisierten Welt. »Und dazu gehört auch, dass in OWL chinesische Produkte genutzt werden.«
Keine Handhabe, gegen diese Aufkleber vorzugehen, hat das Bünder Ordnungsamt. »Es handelt sich nicht um öffentliche Einrichtung, die betroffen sind. Hier muss der privatrechtliche Weg beschritten werden«, informierte Wolfgang Kissing, Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Er empfahl den Betroffenen, sich direkt an die Polizei zu wenden.

Artikel vom 24.05.2006