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»Die Bohrleute habe ich wieder weggeschickt«

Friedrich Kemena will keine Ernteschäden auf der Autobahntrasse neben seinem Hof dulden

Bad Oeynhausen (ke). Standhaft erweist sich Friedrich Kemena, Landwirt an der Stüher Straße. Der Bohrtrupp auf der Trasse der Nordumgehung soll vor der Ernte nicht auf seinen Hof. Acht Meter hinter der Scheune liegt die Trasse und jetzt noch ein Gerstenfeld.

»Ich habe die Leute mit Flächenkarte und Maßstab in den Händen wieder fortgeschickt«, sagt der Bauer aus Werste. »Dann müssen wir mit der Polizei kommen«, haben sie gesagt. »So schnell schießen die Preußen nicht«, meint hingegen Rainer Barg, selbst Polizist und Vorstandsmitglied der Notgemeinschaft gegen die Nordumgehung bei einem Pressetermin der Bürgerinitiative. »Ich habe Hochachtung vor Friedrich Kemena«. Hektische Betriebsamkeit, die nicht zu begründen sei, wirft er dem Straßenbauamt vor: »Gerade von einer Behörde erwarte ich bürgerfreundliches Verhalten. Man will mit aller Gewalt auf Kosten der Bevölkerung Dinge festschreiben und versucht, Fakten zu schaffen. Ich sehe für eine Klage beste Chancen.« Weil vorher keine persönliche Kontaktaufnahme erfolgt sei, wären viele Anlieger nicht bereit, Bohrungen zu dulden. Das habe er durch Anrufe erfahren.
Klaus Rasche, Vorsitzender der Initiative, räumt ein, dass die Behörde nach dem Bundesfernstraßengesetz berechtigt ist zu den Bohrungen. Doch seiner Meinung nach müsse erst ein Planfeststellungsbeschluss unanfechtbar und die angekündigte Klage abgewiesen sein: »So ist es eine Verschleuderung von Steuergeldern.« Dies gelte auch für die nach Einsatz von schwerem Bohrgerät nötigen Entschädigungen.
»Vor drei Wochen wurde auf dem Feldweg gebohrt, zehn Meter tief. Dagegen konnte ich nichts machen«, meint Kemena. Auf seine Getreidefelder sollen jedoch vor der Ernte keine Bohrgeräte. »Mir wäre es lieber, sie kämen erst nach dem Gerichtsbeschluss.«

Artikel vom 23.05.2006