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Rathaus-Plausch
mit Drachentöter

Wolf Biermann im Goldenen Buch

Herford (bex). Zurückblickend bezeichnet er sich selbst als »kleiner Drachentöter in der DDR«. Und ein mythischer Held hat viel zu erzählen. So wie Wolf Biermann, der sich gestern vor seiner Lesung im Ernst Lohmeyer-Haus in das Goldene Buch der Stadt eintrug.
Den bald 70-jährigen Biermann verbindet eine langjährige Freundschaft mit Pfarrer Matthias Storck von der Kirchengemeinde Marien Stift Berg. Er hatte den kleinen Mann mit dem großen Ego zur Reise von Hamburg nach Herford bewogen. Beim Empfang im kleinen Kreis dozierte Biermann dann über sein Leben, die Dichtkunst und politische Ideale. »Es ist die komische Dialektik meines Lebens, dass ich nie Streit haben wollte«, gestand der streitlustige Nonkonformist. »Eigentlich war ich nur ein asthmatischer, fauler Hund, der in Ruhe Wein trinken wollte.« Doch dann kam alles ganz anders: 1953 ging der Hamburger Jung in die DDR. »Das war das größte Glück meines Lebens, ohne Ironie. Wäre ich hier geblieben, wäre ich Funktionär der KPD geworden und hätte nichts begriffen.« So wurde Biermann Regime-Kritiker, 1976 ausgebürgert und »lebende Legende«. Damit fertig zu werden, sei gar nicht so leicht. Aber der schöne Nachmittag im Herforder Rathaus bei Wein und gewichtigen Worten gefiel ihm sichtlich.
So bedankte er sich mit einer Kopie seines neuesten Liedes (»Heimkehr nach Berlin-Mitte«), das er mit einigen launigen Zeilen im Goldenen Buch hinterließ. Aus des Bürgermeisters Hand gab es für ihn einen MARTa-Bildband.

Artikel vom 23.05.2006