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Betriebe bieten Förderschülern Chancen

Lipplinger Philipp-von-Hörde-Schule bringt alle ASS-Praktikanten in Ausbildungen

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Während schon Hauptschüler Probleme haben, eine Lehrstelle zu finden, scheint die Förderschule in Lippling einen effektiven Weg gefunden zu haben, ihre Schüler ins Berufsleben zu bringen. Alexander Schmidt (18), Jurij Koch (18) und Michael Rübbelke (17) gehören zu den 14 Schülern, die durch das so genannte ASS-Projekt einen Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatz gefunden haben. »Diesen riesigen Erfolg gleich im ersten teilnehmenden Abschlussjahrgang haben wir vor allem den 13 teilnehmenden Betrieben im Delbrücker Raum zu verdanken«, sagt Schulleiter Wolfgang Steinrücke. Die Unternehmen haben Jobs geschaffen, die auf die Förderschüler zugeschnitten sind und die es ohne ASS nie gegeben hätte.

»Unser Ziel ist neben der Berufsvorbereitung und der Ausbildung unserer Schüler, zweijährige Ausbildungs- oder Werkerberufe von den Berufskollegs zurück in die freie Wirtschaft zu holen«, sagt Conny Schmiegel, Sozialarbeiterin an der Lipplinger Philipp von Hörde Schule. »Diese Berufe sind den Fähigkeiten unserer Schüler angepasst. Das ist die Chance für die jungen Leute, eine Ausbildung durchzustehen«, betont Wolfgang Steinrücke. Davon, so der Schulleiter, solle auch die zukünftige Schülerschaft der Förderschule in Lippling profitieren. Schließlich sei ein Zeugnis eines Betriebes viel mehr Wert als ein reines Notenzeugnis einer Schule. »Und es gibt gute Übernahmechancen«, sagt der Leiter der Philipp von Hörde Schule.
Die 14 Jugendlichen der Oberstufe der Lipplinger Förderschule haben sich vor einem Jahr für das Projekt beworben. Nach erfolgreichen Bewerbungsgesprächen startete im August 2005 das einjährige Praktikum, das drei Tage in der Woche Arbeit im Betrieb und zwei Tage Besuch der Förderschule bedeutet - auf dem Stundenplan Mathe, Deutsch, Naturwissenschaften und Arbeitslehre.
Die 14 Praktikanten der Philipp von Hörde Schule haben sich bewährt und bekommen in ihrem Betrieb auch einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. So wie Michael Rübbelke bei der Firma Pollmeier in Hövelhof Teilezurichter lernt, absolvieren auch weitere Förderschüler diese zweijährige Vollausbildung bei den Delbrücker Firmen Alutec Belte und Bette. Den Werkerberuf Metallbearbeiter erlernen ab Sommer zwei junge Förderschul-Absolventen bei der Firma Lübbers in Westenholz und dem Delbrücker Unternehmen Balsmeier. Alexander Schmidt und Jurij Koch absolvieren gerade ihr Praktikum bei dem Möbelhersteller Gepade. Ihre Chefs haben die beiden jungen Männer von ihren Qualitäten überzeugt, sie dürfen bei Gepade eine Ausbildung zum Raumausstatter machen. Das Delbrücker Modehaus Dunschen und die Firma Michelis in Hövelhof bilden demnächst zwei Verkäuferinnen aus. Ein junger Mann wird auf einem Hof in Espeln zum Landwirt ausgebildet. Einen ganz neuen Beruf hat das Unternehmen Wellit Kappa Smurfit für seinen Praktikanten geschaffen: Der Verpackungsmittelfachwerker ist die abgespeckte Version des Verpackungsmittelmechanikers. Einige Azubis werden den schulischen Teil ihrer Ausbildung am Klausheider Salvator Kolleg, eine Förderschule im beruflichen Bereich, in kleinen Klassen absolvieren.
Für drei ehemalige Lipplinger Förderschüler gab es keine Möglichkeit zur Ausbildung, sie haben aber über ASS einen Arbeitsplatz bekommen: ein Tiefbauer arbeitet bei Kaimann in Hövelhof, bei dem Delbrücker Unternehmen Frensemeier ist ein Holzbearbeiter beschäftigt und der Marktkauf in Delbrück hat einen Verkäufer eingestellt.
»Wir sind den Delbrücker Unternehmen für ihr Engagement sehr dankbar«, betont Wolfgang Steinrücke. »Die meisten Unternehmen, bei denen wir angeklopft haben, haben zugesagt und ihre soziale Verantwortung wahrgenommen«, lobt auch Sozialarbeiterin Schmiegel die Delbrücker ASS-Firmen.
Das ASS-Ausbildungsbündnis existiert im Kreis Paderborn seit drei Jahren. Gegründet wurde die Arbeitsgemeinschaft von Günter Bröckling, Chef der Borchener Firma WAP Fahrzeugtechnik, und Wolfgang Steinrücke. Beteiligt sind auch die IHK, die Schulaufsicht und die Betriebe. Die Sertünerschule in Schloß Neuhaus und die Meinwerkschule in Paderborn beteiligen sich ebenso wie das Ausbildungsnetzwerk BANG in Hövelhof. Seit einem Jahr nimmt auch die Lipplinger Förderschule an dem ASS-Projekt teil. Etwa 60 Unternehmen aus dem Raum Paderborn unterstützen das Ausbildungsbündnis mit Praktikums- und Ausbildungsplätzen.

Artikel vom 25.05.2006