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Aus Briefen an die Redaktion

Ist Gütersloh
kunstsinnig?
Trotz des schlechten Wetters war die 7. »langenachtderkunst« mit ihren 26 kulturellen Stationen am vergangenen Samstag durchaus gut besucht. Am »Drumherum« jedoch könnte durchaus noch das ein oder andere verbessert werden, wie die folgende Zuschrift des ehemaligen Pressesprechers der Stadt Gütersloh, Hans-Dieter Musch, zeigt.

»Toll - es war eine tolle Veranstaltung, diese langenachtderkunst! Überall, wo etwas los war, wo es etwas zu sehen gab, knubbelten sich trotz des schlechten Wetters die Besucher. Amüsierten sich, freuten sich, machten mit. Und trotzdem erheben sich für mich und die Freunde, mit denen ich an diesem Abend durch die Stadt bummelte, ein paar Fragen.
Freuen sich die Gütersloher eigentlich an diesen Kunst-Aktionen? Sehen sie die Chancen, die so ein Abend der Stadt bietet? Wenn ja, würden dann die Einzelhändler sich nicht der alten Händler-Weisheit erinnern, die da lautet ÝLicht lockt LeuteÜ und am Samstagabend ihre Schaufenster erleuchten? Da geht man durch die halbdunkle Münster- oder Berliner Straße und fragt sich, weiß man denn bei Stadtmarketing und Werbegemeinschaft nicht, wie wichtig es ist, dass Gäste freudig empfangen werden - mit Licht, mit Musik, mit Spektakel? Gut, es war regnerisch, es war kalt, aber um so notwendiger wäre es gewesen, den Menschen das Herz mit Helligkeit zu erwärmen! Warum waren nur die Eingänge zu den ÝAktionshäusernÜ mit bunten Lichtschlangen markiert, wäre es so teuer gewesen, wenigstens in der Innenstadt einen Lichtpfad ins Dunkel zu schlagen, der von Station zu Station führt? Bei jedem Schützenfest ist die Stadt üppiger geschmückt als am vergangenen Samstag.
Traurig auch, dass man in einem Innenstadt-Lokal um 22.20 Uhr mitgeteilt bekommt: »Die Küche ist geschlossen!« Es hat dann mit einer Kleinigkeit zu essen nach einer Stunde Wartezeit doch noch geklappt, aber muss das sein an einem solchen Fest-Abend? Viele Künstlerinnen und Künstler konnten sich an diesem Abend in unserer schönen Stadt präsentieren. Aber wo waren eigentlich die Gütersloher? Gut, einige ließen sich sehen, aber Pedro Barrocal oder Joan Moreno und so mancher andere aus Stadt und Kreis fehlten. Ich schlage das mal vor für die nächste langenacht: eine »Gütersloher Runde« im Brauhaus oder anderswo, wo man mit den Künstlern neben einigen ihrer Werke ins Gespräch kommen könnte.
Ist Gütersloh nun eine kunstsinnige Stadt oder nicht? Oder sind die Künstler mit ihrem Publikum doch ziemlich allein?«

HANS-DIETER MUSCH
33332 Gütersloh

Artikel vom 23.05.2006