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Moto-Cross gerät in Verruf

Fahrer distanzieren sich von den »wilden Säuen« in der Senne

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Die Leute zeigen mit dem Finger auf uns.« Uwe Grothaus (40) fährt seit 16 Jahren Moto-Cross. Ein Freizeitvergnügen, das nicht Jedermann liebt. »Wir verstehen die Anlieger am Bokelfenn, wenn sie sich über Lärm und Staub ärgern«, so Grothaus zum WESTFALEN-BLATT-Bericht vom 12. Mai, »Wilde Sau in der Natur«. Grothaus und 15 weitere Schloß Holte-Stukenbrocker sind im AMC Geseke organisiert und distanzieren sich von denen, die rücksichtslos im geschützten Gelände fahren.

Allerdings haben Uwe Grothaus und seine Kollegen auch Verständnis für Fahrer, die die Senne vor der Haustür nutzen. »Wir suchen ein Gelände in der Nähe, auf dem wir fahren können. Ostwestfalen-Lippe ist ein weißer Fleck auf der Landkarte für Moto-Cross-Fahrer. Wir müssen 100 Kilometer fahren, bevor wir unseren Sport ausüben können.«
Im AMC Geseke sind 670 Mitglieder organisiert, davon sind 180 Jugendliche. Dazu gehört auch der neunjährige Mika Kordbarlag, der erfolgreich Meisterschaften fährt. Vater Detlev Kordbarlag (40) hat am Brinkeweg in Absprache mit den Nachbarn ein Gelände hergerichtet, auf dem Mika oder die Söhne von Gerd Kleinegrauthoff, Lion (8) und Robin (11), trainieren können. Während die Väter erst als junge Erwachsene mit dem Moto-Cross angefangen haben, saßen deren Söhne schon im Alter von vier Jahren auf kleinen Motorrädern. »Seitdem Mika fährt, habe ich auch wieder angefangen«, sagt Detlev Kordbarlag.
In den vergangenen drei Jahren sei die Senne vor allem von Fahrern aus dem Ruhrgebiet aufgesucht worden. »Da gibt es tatsächlich Internet-Foren, in denen sich die Leute, die illegal in der Senne fahren, austauschen. Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Das sind richtige Hirnis«, distanziert sich Frank Hollenhorst von diesen Fahrern. Der 37-Jährige fährt seit 1996 Moto-Cross und ist über das Mountainbike-Fahren zu diesem Sport gekommen.
»Durch diese Fahrer kommt der Sport in Verruf«, sagt Uwe Grothaus. Um den Sport zu betreiben, müsse der Fahrer mindestens zehn Stunden pro Woche trainieren, um Ausdauer und Kraft fürs Motorradfahren zu erhalten. Die Fahrer springen über Hügel und Rampen mehr als 25 oder 30 Meter und in die Höhe. Nervenkitzel, Springen und Hinfallen - das gehört dazu. Deshalb fährt auch niemand ohne Schutzkleidung: Helm, Knie- und Ellenbogenschutz, Brustpanzer und Rückenprotektor sind Pflicht, Kinder tragen zusätzlich eine Nackenstütze.
Ein Sport, der aufwändig ist, wenn man erst lange Strecken fahren muss, bevor das Trainingsgelände erreicht ist. »Es gibt 460 Strecken in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen vor allem im Kölner Raum. Zwischen Geseke, Warburg, Hildesheim und Bremen befinden wir uns in einem weißen Fleck. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr hat mir zugesagt, dass er uns unterstützen würde, wenn wir ein Gelände finden«, sagt Uwe Grothaus. »Wir leben für den Sport und wollen uns nicht verstecken.«

Artikel vom 20.05.2006