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Arztpraxen blieben geschlossen

Drei Viertel der Bielefelder Mediziner beteiligten sich an Protesten


Bielefeld (hu). Am Ärztestreik in Bielefeld hat sich am Freitag laut Ärzteschaft die überwiegende Zahl der Mediziner beteiligt. »Etwa drei Viertel der Praxen der 350 niedergelassenen Ärzte in Bielefeld blieben geschlossen«, erklärt gestern Dr. Klaus Reinhardt vom Ärzte-Verbund Medi-OWL.
Sehr viele seien an dem bundesweiten Protesttag zu den Kundgebungen nach Köln und Berlin gefahren, um dort gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu protestieren. In der Kritik stand dabei vor allem die gesetzliche Regelung, dass Ärzte für die Überschreitung der ihnen zugeteilten Budgets in Regress genommen werden sollen. »Der Unmut darüber ist ungebrochen, wie die große Beteiligung an den Aktionen zeigt. Die Ärzte sind nicht mehr bereit, in die finanzielle Verantwortung für die Misere des Gesundheitswesen genommen zu werden«, sagte Reinhardt, der selbst zu der Protest-Kundgebung nach Berlin gefahren war, wo sich nach seinen Worten etwa 20 000 Mediziner am Protest beteiligten. Mit den Aktionen habe man auch Solidarität mit den Ärzten an den Uni-Kliniken zeigen wollen, die nach wie vor im Ausstand sind.
Während die Mediziner in einzelnen Regionen überlegen, ihre Praxen auch in der kommenden Woche zu schließen, werden sie in Bielefeld laut Klaus Reinhardt ihren Streik auf den gestrigen Freitag beschränken. »Am Montag werden die Praxen ganz normal geöffnet sein. Ein Instrument wie das der Praxen-Schließungen muss man mit Augenmaß anwenden, schließlich können die Patienten nichts für die Missstände.«
In der Diskussion sei dagegen ein so genannter Bleistift-Streik, bei dem die Ärzte über einen gewissen Zeitraum hinweg die bürokratischen Tätigkeiten verweigern. Klaus Reinhardt: »Auch das ist wegen der rechtlichen Situation nicht unproblematisch, aber ein denkbares Mittel.«

Artikel vom 20.05.2006