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Museum Speyer hebt
Schatz aus Römertagen

Sonderausstellung zeigt germanische Beutestücke

Ministerpräsident Kurt Beck bei der Eröffnung der Ausstellung mit Helm und Schild eines Legionäres.Foto: dpa

Speyer (dpa). Ein vor mehr als 1700 Jahren im Rhein versunkener Schatz ist seit Freitag im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu sehen. Der Neupotzer Hortfund, der größte römerzeitliche Metallfund in Europa, steht im Mittelpunkt einer Sonderausstellung, die bis zum 22. Oktober präsentiert wird. Die Schau zeigt Münzen, Waffen, sakrale und viele andere Gegenstände, die germanische Plünderer auf dem Rückweg aus dem römischen Reich im Rhein eingebüßt hatten.
Anfang der 1980er Jahre waren nahe des rheinland-pfälzischen Neupotz bei Baggerarbeiten im Altrhein mehr als 1000 Beutestücke aus längst vergangenen Zeiten zum Vorschein gekommen. »Die Objekte erzählen Geschichten und Geschichte«, sagt Museumsdirektor Alexander Koch. Es muss Forschungen zufolge das Jahr 259 nach Christus gewesen sein, als ganze Scharen von Germanen ins römische Reich einfielen und mit Gewalt an sich nahmen, was ihnen nützlich oder wertvoll erschien.
Das römische Reich sei damals in einer Krise gewesen, erklärt der Archäologe Richard Petrovszky. Die Truppen seien an anderen Kriegsschauplätzen gebunden gewesen: »Die Grenzen waren schwach. Das haben die Germanen ausgenutzt.« Entscheidende Hürde auf dem Rückzug war für die Plünderer der von den Römern kontrollierte Rhein. Ob die im Fluss gefundenen Schätze von versenkten germanischen Flößen stammen oder ob es andere Ursachen gab, können die Forscher nicht mit Sicherheit sagen.
Neben dem Neupotzer Hortfund, der sich in Privatbesitz befindet, zeigt die Ausstellung »Geraubt und im Rhein versunken - Der Barbarenschatz« weitere Funde aus dem Fluss, liefert aber auch zahlreiche Hintergrundinformationen zur damaligen Zeit und Lage. Blickfang ist die Rekonstruktion eines germanischen Floßes samt beladenem Fuhrwagen. Der Nachbau wurde erst dank der Rheinfunde möglich, weil sich im Kies und Lehm des Flusses auch zahlreiche Wagenteile fanden, die Aufschluss über Aussehen der damals genutzten Fahrzeuge gaben.

Artikel vom 20.05.2006