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Cinars Tor löst kaum Freude aus

Einzige echte SCV-Chance führt zum späten Ausgleich - Konfuser Kick

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Die letzten Sekunden, der letzte Versuch, der letzte Angriff, die letzte Hoffnung: Alex Schiller flankt hoch vors Gästegehäuse, von hinten braust Josef Cinar heran und köpft die Kugel wuchtig in die Maschen. Doch der Jubel der Verler Kicker über das so gerade noch gerettete 1:1 (0:0)-Remis gegen den SV Schermbeck hält sich in Grenzen.

Kopfschüttelnd und etwas verschämt marschierten dann die meisten Verler Akteure in die Kabine zurück. Denn auch sie wussten nur zu gut, eine Leistung abgeliefert zu haben, die eines Oberliga-Vizemeisters kaum würdig ist. »Die alte Leier. Wer oben steht in der Tabelle, hat in der Regel auch das Glück gepachtet«, grämte sich SVS-Trainer Martin Stroetzel, dass der schon sekundennahe Sieg in der Nachspielzeit doch noch flöten ging und Schermbeck nun ganz dick im Abstiegsschlamassel steckt.
Trotz optischer Dauer-Überlegenheit schafften es die recht einfallslos agierenden und oft nur blindlings anrennenden Hausherren nicht, sich zwingende Chancen herauszuarbeiten. Die einzige sollte schließlich zum Ausgleich führen. So gesehen eine optimale Ausbeute, ansonsten eine enttäuschende Vorstellung der Ermisch-Schützlinge. »Für Verl war schon 20 Meter vor unserem Tor Endstation«, lobte Stroetzel seine kompromisslos einsteigende Defensivabteilung, deren einziger Patzer bitter bestraft wurde.
Auch wenn sich die nur gelegentlich konternden Schermbecker vor und in ihrem Strafraum einigelten, hatten sie dennoch Großchancen. Wie zum Beispiel der Kopfball von Rainer Hackenforth. der ans SCV-Lattenkreuz klatschte (17.). Oder der Schuss des blankstehenden Florian Dondorf, der Keeper Marco Kirchchoff zu einer Glanzparade zwang (52.). Eines der wenigen Highlights in einer überwiegend von Sommerfußball geprägten Partie.
Als Dondorf ein weiteres Mal entwischen konnte und Josef Cinar sich nur noch per Foul behelfen konnte, war's dann soweit. Den fälligen Elfmeter verwandelte Hackenforth - allerdings erst beim Nachsetzen - zum 0:1 (58.). Danach versuchten es die Gastgeber, jetzt mit dem eingewechselten Alex Schiller und Mihajlo Rakic, mit der Brechstange. Der gar nicht mal schlecht spielende Temel Hop, der schon in Durchgang eins den schwer angeschlagenen Jörg Bode ablösen musste (seine Wunde unter dem Auge musste genäht werden), rückte nun in die Spitze auf, während sich Carlos Castilla ins Mittelfeld zurückzog.
Doch es gab kein Durchkommen gegen die sich rustikal wehrenden Schermbecker, die das arg geschundene Spielgerät kreuz und quer aus der Gefahrenzone pöhlten. Der Zweck heiligt das Mittel. Sie wollten nur den so dringend benötigten »Dreier« über die Zeit bringen, was ihnen beinahe gelungen wäre. Die Gäste hätten das sicher auch geschafft, wenn der freistehende Einwechselspieler Bright Ojigwe drei Minuten vor dem Abpfiff nicht an dem erneut famos reagierenden Kirchhoff gescheitert wäre. »Wir haben es heute nicht verstanden, den notwendigen Druck zu erzeugen«, missfiel Trainer Mario Ermisch die Poststraßen-Magerkost.

Artikel vom 22.05.2006