22.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lichtermeer aus den Displays der Handys

H-Blockx gießen sich Mineralwasser übern Kopf

Von Philip Knoche
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Das da draußen nennt ihr Regen?« Als sich Sänger Henning Wehland beim Auftritt der »H-Blockx« aus Solidarität mit den seit Stunden im strömenden Regen ausharrenden Fans den Inhalt einer Wasserflasche über den Kopf goss, jubelten die Fans. 4000 Besucher ließen die Headliner des ersten Schloß Holte-Stukenbrocker »Serengeti«-Festivals am Samstagabend mächtig hochleben.

Regenschirme und Plastikplanen gehörten am Samstag bei den zumeist jugendlichen Besuchern zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen. Bereits als sich gegen 13 Uhr die ersten Fans vor dem Haupteingang zum Festivalgelände am Hallenbad versammelten, fing es an, zu nieseln. Von der ersten Band »Yell of Rage« bekamen die Zuhörer nichts mit. Aufgrund eines Missverständnisses zwischen Festivalleitung und Sicherheitspersonal begann der Einlass erst, als die Gewinner des Wettbewerbs »Herford rockt«, die Bühne bereits wieder verließen.
Beim folgenden Auftritt der Formation »Skunk's Flavour« füllte sich das Gelände zusehends. Mehrere hundert Fans feierten sowohl harte Rock-Songs als auch sanfte Balladen der sympathischen Bielefelder Jungs mit viel Applaus. Die folgende Band »Krieger« mit auf Deutsch gesungenen kritischen Texten und harten, eingängigen Sounds nahmen die Zuhörer dagegen eher zweifelnd auf. Nicht zuletzt, weil sich die Wetterlage zunehmend verschlechterte.
So konnten die Musiker von »Lychee Lassi« erst im zweiten Anlauf performen. Beim ersten Versuch sorgten heftige Gewitterböen mit Regen und Hagel für einen vorzeitigen Abbruch der Show und eine Festivalunterbrechung. Bevor die Künstler mit weißen Anzügen und spacigen Sonnenbrillen ihren Auftritt fortsetzten, machte Festivalveranstalter Walent Cerkez den durchgeweichten Besuchern den Vorschlag, das Festivalprogramm solange zu unterbrechen, bis sie sich trockene Kleidung angezogen hatten. Ein Angebot, das viele nutzten, zumal sie die Topacts des Abends nicht durchgeweicht und fröstelnd erleben wollten.
Nachdem die Auftritte der Bands »Boozed« und »Waterdown« kurzfristig gecancelt wurden - Walent Cerkez: »Wir mussten so handeln, um insgesamt den Zeitplan einhalten zu können«, verbreitete Soul-Sängerin »Nneka« Sommerstimmung bei den Zuhörern. Mit ruhigen Songs und ihrer emotionalen Stimme schaffte sie es, unterstützt von ihrer perfekt eingespielten Band, Beifallstürme beim Publikum auszulösen.
Die aus den Charts bekannten »Kid Alex« verbanden anschließend Rock und elektronische Musik - eine Mischung, die besonders bei den jüngeren Fans gut ankam. Ebenso, wie die Show der jungen schwedischen Band »Sugarplum Fairy«, deren Pop-Rock-Musik stark an legendären Hits der Beatles erinnerte - jedoch um einiges schneller, sprich moderner war.
Nach den »Zuckerfeen« folgte die amerikanische Gruppe »Dog Eat Dog«. Mit Sprechchören forderte die tanzende Menge immer neue Songs von der seit den frühen 90er-Jahren bekannten Band. Diese reagierte auch prompt und spielte neben Stücken von ihrem neuen Album »Walk with me« viele alte Titel. Dann sorgte die mexikanische Band »Tito & Tarantula« mit erdigem Blues für Stimmung. Die Musiker holten sogar Fans aus dem Publikum auf die Bühne, die zu einigen ihrer Songs tanzen sollten.
Eine halbe Stunde vor Mitternacht betraten schließlich als Hauptact die »H-Blockx« die Bühne. Sie präsentierten den Fans viele alte Klassiker wie den Johnny-Cash-Cover-Song »Ring of Fire«, mit dem sie vor ein paar Jahren erfolgreich in die Charts einstiegen. Bei ruhigen Stücken animierte Sänger Henning Wehland die Menge zudem zu ungewöhnlichen Aktionen. So forderte er die Fans auf, ein Lichtermeer aus beleuchteten Handydisplays zu inszenieren. Sowohl die Stimmung als auch die Besucherzahlen hatten beim Auftritt der »H-Blockx« ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Obwohl die Premiere des »Serengeti«-Festivals, vom Wetter aus betrachtet, nicht Freude und Sonnenschein war, waren die Musik, die Stimmung der Fans und die Energie der Bands nicht zu überbieten.

Artikel vom 22.05.2006