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Die guten Geister
vom Altenzentrum

Realschüler bringen Abwechslung in den Alltag

Von Elke Hänel
Verl (WB). Ihre Freizeit ist Teenagern meist heilig. Umso beachtlicher ist das Engagement von rund 15 Verler Realschülern, die fast jeden Monat aus freien Stücken ein paar Stunden investieren, um den Bewohnern des St.-Anna-Hauses eine Freude zu machen.

»Eine tolle Sache, von der beide Seiten profitieren«, finden sowohl Magdalena Beck, Leiterin des Sozialdienstes des Altenheims, als auch Elke Kiel, Klassenlehrerin der Mädchen und Jungen aus der 8a. Im Philosophieunterricht, in dem unter anderem die verschiedenen Lebensphasen auf dem Lehrplan stehen, hatte die Pädagogin vor rund einem Jahr mit einer anderen Klasse das Anna-Haus besucht. Dabei kam - keiner weiß mehr so recht von wem - die Idee auf, die Schüler könnten doch vielleicht etwas Abwechslung in den Heimalltag bringen. Das Projekt kam langsam ins Rollen, aber erst so richtig in Fahrt, als Elke Kiel im Sommer die 8a übernahm. »Ich habe den Schülern die Idee vorgetragen und war ganz erstaunt, als sich sofort etwa 15 meldeten«, erinnert sie sich.
Inzwischen hat sich ein fester Kreis gebildet, der sich nicht nur gänzlich freiwillig, sondern auch fast eigenständig engagiert. Mit Magdalena Beck besprechen die Mädchen und Jungen, welche Aktionen geeignet sein könnten. In der Adventszeit haben sie zum Beispiel gruppenweise in den Wohnbereichen mit den Senioren gebacken oder Musikstücke vorgetragen. »Außerdem haben wir schon mehrmals Bastelnachmittage gemacht und Waffeln gebacken«, erzählen die Schüler. Über ihre Motivation machen sie keine großen Worte: »Die alten Menschen freuen sich, wenn wir da sind, und sagen stets, wir sollen wiederkommen«, schildern sie schlicht. Eine alte Dame habe erzählt, sie habe keine Enkel. »Sie hat sagt, sie sei jetzt eben unsere Oma«, erzählt Viktor.
Gefallen hat den Senioren auch der jüngste Besuch der Schüler vor wenigen Tagen, als sie die Ärmel hoch krempelten und die Hochbeete im Garten von Unkraut befreiten und neu bepflanzten. Selbst wenn die alten Herrschaften lediglich zuschauten, seien die Aktionen ein voller Erfolg, freut sich Magdalena Beck. »Dabei kommen Jung und Alt nämlich ganz schnell ins Gespräch«, hat sie festgestellt. Für die Senioren, die durch die Fenster oft das quirlige Treiben im benachbarten Schulzentrum beobachteten, sei es sehr schön, wenn die jungen Leute von gegenüber mal zu ihnen ins Haus kämen. Und dass sie wiederkommen, ist sicher: Denn die Realschüler haben nicht nur versprochen, die Hochbeete weiter zu pflegen, sondern planen nach den Ferien auch einen Nachmittag mit Gedichten.

Artikel vom 20.05.2006