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Royalblaue Racker räumen ab

Freche Viktoria schlägt Favorit FCG im Endspiel der Extraklasse

Vom 21. Thiel-Cup berichtet
Marco Purkhart (Text und Fotos)
Gütersloh (WB). Als über dem LAZ Nord endlich der Himmel aufriss, liefen sie erst richtig zur Hochform auf. Umzäunt von 400 gespannten Zuschauern, servierten die Gladiatoren vom FC Gütersloh und Viktoria Rietberg im Finale des 21. Thiel-Cups ein Endspiel der Extraklasse. Packendes 1:1 nach regulärer Spielzeit, dramatisches Achtmeterschießen und am Ende hat ausgerechnet der Außenseiter aus Rietberg mit 5:4 die Nase vorn. Gloria Viktoria!

Mit dem sensationellen Coup hätte vor dem Turnier niemand im Lager der frechen, in schickem Royalblau auftrumpfenden Racker gerechnet. »Wir wollten eigentlich nur ein wenig Spaß haben, dieses einzigartige Event genießen - und dann das! Ich kann's noch gar nicht fassen«, rang Trainer Ralf Niediek um Fassung, während er seinem euphorisch mit dem dicken Pokal umherhüpfenden Kollegen Peter Kothe um den Hals fiel.
Auch Dieter Krümpelmann fand sichtlich Gefallen am unverhofften Ausgang des Finales, den Rietbergs Felix Brokbals mit dem entscheidenden Treffer zum 5:4 vom Punkt aus sichergestellt hatte. »Es ist gut, dass endlich mal wieder einer der kleineren Vereine gegen eine vermeintliche Übermacht gewonnen hat. Das macht Mut für weitere Sensationen«, meinte der Gütersloher Kreisjugendobmann.
Zumal sich die Viktoria nicht nur auf dem Spielfeld gegen den Gegner durchsetzen musste. Denn während des Endspiels sympathisierten ungewohnt viele Beobachter mit dem FC Gütersloh und feuerten den Favoriten an. Von einem Rietberger Außenseiter-Bonus keine Spur.
Dabei hatte es der FCG richtig krachen lassen, überrollte seine Gegner in allen sieben Partien der Vor- und Zwischenrunde. Dagegen musste Rietberg auf dem Weg zur Trophäe eine Pleite und ein Remis einstecken. »Dennoch haben sie uns dann im Endspiel den Schneid abgekauft. Die Viktoria war vor allem körperlich sehr stark und hat toll gekämpft«, waren sich die FCG-Trainer Christian Moriggl und Sascha Kintrup einig. »Aber Vize-Weltmeister zu sein, das ist doch auch etwas. Es muss ja nicht immer das Maximum sein.«
Ähnlich bescheiden äußerten sich die Veranstalter des Thiel-Cups zum Turnierablauf. »Es war zwar dieses Mal leider nur eine Sparversion«, resümierte ein zunächst ernüchterter Detlev Habenicht vom ausrichtenden Gütersloher TV angesichts der wetterbedingten Einschnitte im Programm (siehe Bericht unten). »Aber am Ende ist es doch wieder einmal ein sehr schönes Erlebnis für alle Beteiligten gewesen.«
Dass vor allem die Stimmung im Laufe des sonnigen Sonntags wieder spürbar besser wurde, tröstet ebenfalls über einige Umsatzeinbrüche bei der Bewirtung hinweg. Wurden im Vorjahr noch 500 Kilogramm Pommes verkauft, waren es am vergangenen Wochenende nur noch 350 Kilo und 1200 statt 1400 Bratwürste. »Dass wir es dieses Mal so auf den Deckel bekommen haben, stimmt mich jedoch zuversichtlich für den nächsten Thiel-Cup«, blieb Dieter Krümpelmann optimistisch. »So viel Pech mit dem Wetter kann man schließlich nur einmal in zehn Jahren haben.«

Artikel vom 22.05.2006