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Wenn »der Edeka« da war

Dirk Schlüter heute mächtigster Regionalfürst der Handelsgruppe

Herford (HaSch). Als Kind war Dirk Schlüter meist auf dem Sportplatz zu finden. Der lag seinem Elternhaus gegenüber, daher bekam der Junge immer sofort mit, wenn »der Edeka« da war. »Der Edeka« - das war der Lastwagen mit frischer Ware, und wenn der um die Ecke bog, war erst mal Schluss mit Fußball.

Dann musste der Junge abladen helfen. Schlüters Eltern hatten in Elverdissen einen Edeka-Laden, und um den drehte sich in der Familie buchstäblich alles. 1957 zum Beispiel, als das Geschäft erweitert wurde, war Dirk Schlüter neun Jahre alt. Der Laden sollte auf 70 Quadratmeter vergrößert werden, aber damit war in dem Haus dann nicht mehr genug Platz zum Wohnen. Kurzerhand wurden die Kinder ausquartiert. Dirk kam zu den Großeltern nach Göttingen, denn bei den Schlüters gab es den eisernen Grundsatz: Wenn der Kaufmann was braucht, hat alles andere zurückzustehen.
»Edeka war unser Lebensmittelpunkt«, sagt der 58 Jahre alte Schlüter im Rückblick. Bis heute hat sich für ihn daran nichts geändert. Seit drei Jahren ist Schlüter Sprecher der Geschäftsführung von Edeka Minden-Hannover, der größten Regionalgesellschaft in der genossenschaftlichen Edeka-Gruppe. 1974, zwei Jahre nach seinem ersten großen sportlichen Erfolg - Aufstieg seines Heimatvereins TV Elverdissen in die Bezirksliga - war Dirk Schlüter als Assistent der Geschäftsleitung bei Edeka Minden ins Berufsleben eingestiegen. Seitdem ist der Mannschaftssportler Schlüter ein leidenschaftlicher Verfechter des Genossenschaftsprinzips. Am Ende, glaubt er, werde es in Deutschland nur noch Discounter, Vollsortimenter und Warenhäuser geben. Das Ganze werde »sportlich im Ausscheidungsrennen« entschieden. Das er seine Edeka-Gruppe auf der Siegerseite sieht, versteht sich von selbst.

Artikel vom 20.05.2006