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Mit weniger Geld hervorragende Arbeit geleistet

Landschaftsverband verabschiedet Jugendhof-Leiter Professor Dr. Hilmar Peter

Von Jürgen Gebhard (Text und Foto)
Vlotho (VZ). Einen Tag vor den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des Jugendhofs Vlotho ist dessen Leiter Professor Dr. Hilmar Peter (65) am Freitag in einer Festveranstaltung in den Ruhestand verabschiedet worden. »Der Landschaftsverband kann sich glücklich schätzen, einen solchen Leiter des Jugendhofs gehabt zu haben«, sagte LWL-Jugenddezernent Hans Meyer in seiner Laudatio.

16 Jahre lang hat Hilmar Peter die Bildungsstätte des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) geleitet. »Er war kein einfacher Mitarbeiter. Er war ein guter und von allen geschätzter Kollege, der klar seine Meinung gesagt hat. Deshalb tut es mir besonders leid, dass er geht«, sagte Hans Meyer. In Hilmar Peters Amtszeit fielen pädagogische, aber auch organisatorische Veränderungen. In einem Pressegespräch nannte er vor allem die antirassistische und multikulturelle Bildungsarbeit. Der Jugendhof habe sich schon sehr früh mit der Frage beschäftigt: »Was kann die Jugendhilfe dazu beizutragen, dass Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen, in der es normal ist, dass es verschiedene Religionen und Kulturen gibt?«
Auf diesen pädagogischen Schwerpunkt sei er besonders stolz angesichts der Tatsache der »Nazi-Hochburg Collegium Humanum« auf dem Winterberg. Die Aktivitäten dieser Einrichtung wolle er auch im Ruhestand zusammen mit dem »Vlothoer Bündnis« kritisch begleiten. Dabei kann Hilmar Peter auf moralische Unterstützung von höchster Stelle im Landschaftsverband zählen: Der Jugendhof sei nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft gegründet worden, um die Jugend demokratisch zu erziehen, rief Jugenddezernent Hans Meyer in Erinnerung, diese Zielsetzung behalte auch nach 60 Jahren ihre Gültigkeit: »Das Collegium ist der beste Beweis dafür, wie wichtig es ist, Jugendliche von solchen Irrungen und Wirrungen fernzuhalten.«
Grundlegend verändert in den vergangenen 16 Jahren hat sich die Finanzausstattung: 1995 wurde der Jugendhof als erste Einrichtung im Bereich des LWL ein »Regiebetrieb der öffentlichen Hand«. Die »neue Steuerung« wurde eingeführt und der Zuschuss wurde begrenzt. Gut die Hälfte der vorgegebenen 500 000 Euro pro Jahr sind unter Regie des bisherigen Chefs bereits eingespart worden. Aufgabe eines Nachfolgers (die Stelle ist gerade ausgeschrieben worden) wird es sein, in den nächsten Jahren weitere 250 000 Euro einzuparen. »Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen werden«, sagte LWL-Jugenddezernent Hans Meyer. Der Jugendhof Vlotho werde als »wichtige Instanz« gesehen, er müsse sich aber selbst tragen. Kündigungen werde es nicht geben, altersbedingt frei werdende Stellen würden aber nicht mehr in jedem Fall wiederbesetzt. Man prüfe derzeit, Übernachtungsplätze im Niedrig-Preis-Segment zu schaffen, um jüngeren Gästen preiswertere Übernachtungsmöglichkeiten anbieten zu können.
Hilmar Peter habe es durch sein Wirken erreicht, dass der Jugendhof heute als »wichtige und notwendige Einrichtung der Jugendhilfe« nicht in Frage stehe, betonte LWL-Jugenddezernent Hans Meyer. Bei »hervorragenden Leistungen« sei es ihm gelungen, mit weniger Geld auszukommen: »Er hat fachlichen und wirtschaftlichen Erfolg miteinander kombiniert, dafür gebührt ihm besonderer Dank.«

Artikel vom 20.05.2006