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»Rechnerei völliger Quatsch«

Wunder gibt es immer wieder - aber nicht für SC Verls Trainer

Verl (cas). »Wunder gibt es immer wieder«, trällerte in den 70er-Jahren das damalige Schlagersternchen Katja Ebstein. Ob es aber an der Verler Poststraße noch ein (Fußball-) Wunder gibt, scheint trotz des jüngsten Ausrutschers der Dortmunder BVB-Bubis (1:1 gegen SC Delbrück) ziemlich utopisch.

Kein Wunder, dass sich SCV-Trainer Mario Ermisch an den wilden Spekulationen nicht beteiligen möchte. »Alle Rechnerei ist völliger Quatsch«, konzentriert sich Ermisch erstmal auf die vorletzte Oberliga-Heimaufgabe gegen den zuletzt stark abbauenden SV Schermbeck, dem das Wasser inzwischen bis zum Kinn steht.
Derweil will der Spitzenreiter am Sonntag im Rheiner »Auto-Senger-Stadion« noch einmal richtig Vollgas geben, um den so greifbar nahen Aufstieg vorzeitig perfekt zu machen. »Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir es doch nicht schaffen sollten«, gibt sich BVB-Trainer Theo Schneider wie so oft siegessicher und selbstbewusst. Bei immer noch sechs Punkten Vorsprung und lediglich drei ausstehenden Partien sowie der besseren Tordifferenz gegenüber Verl (+ 10) kann er das auch. Und Schneider denkt bereits an die Regionalliga: »Unsere Mannschaft ist stark genug, um sich auch in dieser Klasse sofort etablieren zu können.«
Doch so weit ist die »kleine Borussia« noch nicht. Weil Eintracht Rheine noch Sicherheitspunkte braucht, wollen die Gastgeber alles daran setzen, dass der Tabellenführer zählerlos die Heimreise antritt. »Sollte das wirklich eintreffen, müsste man unsere Situation neu überdenken«, sähe Mario Ermisch in dem Fall eines weiteren BVB-Patzers noch eine Minichance für sein Team, das die Saison zumindest mit der stattlichen Ausbeute von 70 Punkten abschließen will. »Mit einer derart tollen Bilanz steigt man normalerweise auf«, seufzt SCV-Präsident Peter Mankartz.
Das Manko der Verler Truppe in der Rückrunde: Die Abwehr musste zu viele Gegentreffer schlucken, selbst der weitaus schlechter platzierte SV Schermbeck kassierte nur ein Tor mehr als der designierte Vizemeister. »Da müssen wir die Hebel für die neue Saison ansetzen«, wünscht sich Ermisch für die Zukunft eine zuverlässigere Defensivabteilung. In punkto Offensive gibt es indes kaum etwas zu bemäkeln: Mit 71 »Buden« liegen die Ostwestfalen gleichauf mit ihrem Dortmunder Konkurrenten.
Dass der SCV auch den Schermbeckern den Kasten vollhaut, scheint eher unwahrscheinlich. Ermisch erwartet einen Gegner, der sich am Sonntag aus der eigenen Hälfte kaum heraustraut. »Schermbeck wird wahrscheinlich nur mauern«, befürchtet der Coach. An seiner Seite wird wieder Giovanni Taverna sitzen, für den die Saison wegen eines Armbruchs bekanntlich beendet ist. Nun macht sich Giovanni nach dem Ausscheiden von Thomas Stratos als inoffizieller »Assi« von Ermisch nützlich. Aber nur vorübergehend. Wenn das Spieljahr 2006/2007 beginnt, soll ein neuer »Co« den Cheftrainer entlasten. Ermisch: »Wir suchen noch.«

Artikel vom 20.05.2006