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Gegen Legendenbildung

Irritationen rund um den Bau des neuen Stadions


Um einer Legendenbildung rund um die Planungen für die Paragon-Arena vorzubeugen, schreibt dieser Leser:

Die Berichterstattung in der Zeitung lässt manchmal den Eindruck entstehen, dass mit dem Scheitern der Verhandlungen nun eine sehr teure Masterplan-Lösung auf den Steuerzahler zukäme, die mit der kleinen Lösung hätte vermieden werden können. Dieser Eindruck wäre falsch, da die kleine Lösung nur als vorübergehende hätte Geltung haben können, da sie rechtlich auf Zeit nicht gedeckt ist. Die kleine Lösung hätte aufgrund von Bauten und Rückbauten zwecks baldiger Verwirklichung des Masterplans sogar der zusätzlichen Finanzen bedurft.
Der Vorteil der jetzigen Situation ist folgender: Man kann noch einmal in Ruhe nachdenken, und es wird nicht mehr ohne Neubesinnung drauflos gebaut Man kann über Alternativstandorte nachdenken und sogar darüber, ob es eines neuen Stadions überhaupt bedarf, wo das gegebene Hermann-Löns-Stadion sukzessive Bundesligabedingungen angepasst und siehe da: tatsächlich bundesligatauglich wird.
Da wird an anderer Stelle bedauert, dass Sponsorengelder in Höhe von etwa 265 000 Euro nicht freigegeben werden, weil diese an den Stadionneubau gebunden sind und damit indirekt gefolgert: damit das Wirtschaftsunternehmen Paderborner SC diese Gelder erhält, soll die Stadt dieses Unternehmen mit 20 Millionen subventionieren. Angesichts von Kosten und Nutzen ein geradezu tolldreistes Argument.
Der Stadionbau schafft Arbeitsplätze ist ein weiteres Argument und wäre gut für die Wirtschaft. Bezogen auf die Arbeitsplätze sind das eher »gefühlte« als tatsächliche Arbeitsplätze. Und rechnet man die Investitionssumme von 20 Millionen (die Multifunktionshalle ist noch nicht eingerechnet) auf die paar tatsächlich geschaffenen oder zu erhaltenen Arbeitsplätze herunter, ergibt sich eine Subventionssumme für einen einzelnen Fußball-Arbeitsplatz, gegen die sich der von der CDU kritisierte subventionierte Arbeitsplatz im Bergbau geradezu wie ein Schnäppchen ausnimmt.
Bezogen auf die Wirtschaft ist zu sagen: Zugute kommt der Stadionbau zunächst einmal dem Möbelladen nebenan, der sich den einen oder anderen Euro zusätzlich durch die unmittelbare Nähe zum Fußball erwartet. In der letzten Ratssitzung ist aus den Kreisen der Opposition der Vorwurf der Klientelpolitik gemacht worden. Das hieße dann, dass der Steuerzahler und dessen Wohl zurückzutreten haben, damit das Klientelinteresse bedient werden kann. Damit andere verdienen, darf der Steuerzahler zahlen.
Zwei Millionen unvorhergesehene jährliche Folgekosten werden wie nichts geschultert, wo man zugleich nur wenig zuvor mit Bedauern eine zusätzliche Sozialarbeiterstelle an einem sozialen Brennpunkt nicht finanzieren wollte.
Eigentlich wäre jetzt die Zeit zu neuem Nachdenken gegeben und der kühle klare Kopf gefordert.
PROF. NORBERT SCHLÄBITZ
Paderborn

Artikel vom 19.05.2006