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Regeln als Zeichen des
gegenseitigen Respekts

Tag der offenen Tür in der Astrid-Lindgren-Schule

Salzkotten/Kreis Paderborn (WV). Weit geöffnete Türen, der Duft von frischem Kaffee und liebevoll dekorierte Räume erwarteten die Besucher der Astrid-Lindgren-Schule am Tag der offenen Tür in Salzkotten. Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit, einen Einblick in den schulischen Alltag der rund 50 Grundschulkinder zu gewinnen, die hier unterrichtet und sonderpädagogisch betreut werden.

Die Astrid-Lindgren-Schule mit ihrem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung ist ein vorübergehendes, schulisches Zuhause für Kinder, die im ganz normalen Grundschulunterricht nicht klar kommen und Defizite haben, die hier behutsam und konsequent aufgearbeitet werden. Denn Ziel der Einrichtung ist es, durch viel Zuwendung, intensive Förderung und Beratung der Eltern die Probleme in den Griff zu bekommen, damit die Kinder möglichst bald wieder in die Regelschule zurückkehren können. Wolfgang Uhling, Schulleiter der Astrid-Lindgren-Schule, betonte dann auch, dass man eng mit Kindergärten und Grundschulen kooperiere, um Störungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können.
Die auffallend freundlich und individuell gestalteten Klassenräume atmen bereits die Philosophie der Schule, sich jedem einzelnen Kind gezielt zu widmen. Neben den eigentlichen Klassenräumen und einem Bewegungsraum beherbergt die Einrichtung Fachräume für Kochen, Kunst, Werken und Musik sowie einen Raum für Ergotherapie. Die Bilder an den Wänden erzählen dem Besucher, dass das Erlernen einer gesunden Streitkultur ein zentrales Thema in der Astrid-Lindgren-Schule ist. Die Kinder bekommen klare Zielvorgaben, die sie erfüllen müssen. Konsequenz werde groß geschrieben, »manchmal quält man sich selbst dabei, doch die Kinder lernen in unserer Einrichtung, dass Regeln und Verbote notwendig sind und auch ein Zeichen von gegenseitigem Respekt und Anerkennung sind«, erläuterte Uhling den Gästen. Landrat Manfred Müller stellte in seinem Grußwort heraus, dass es immer gut sei, wenn eine Schule sich vornehme, die Welt - wie die Schulnamensgeberin Astrid Lindgren - auch mit den Augen der Kinder betrachten. »Verhaltensnormen brauchen wir alle, Kinder und Erwachsene. Ganz gewiss sollen Kinder Achtung vor ihren Eltern haben, aber ganz gewiss sollen auch Eltern Achtung vor ihren Kindern haben, und niemals dürfen sie ihre natürliche Überlegenheit missbrauchen«, betonte Müller.
Am Nachmittag referierte Kurt Betscher, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie des Kreises Paderborn über das Thema »Erziehungskompetenzen in der Schule«. Auch Betscher fand deutliche Worte. Es sei an der Zeit, die Erziehungskompetenz in den Schulen auf den Prüfstand zu stellen. Erziehung sei notwendiger denn je und müsse professionalisiert werden.
Der 45-Minuten-Takt lasse kaum Raum zur erzieherischen Intervention. »Lehrer lernen heute in der Ausbildung mehr über die Ästhetik des Absurden als praktische Erziehungsarbeit. Das muss sich ändern«, forderte Betscher. Er bemängelte zudem die Medizinisierung von Verhaltensweisen, das Phänomen der hyperaktiven Kinder gehöre dazu. Die Psychologische Beratungsstelle des Kreises Paderborn informiert auch im Internet über ihre Beratungsangebote, die Kinder, Jugendliche und Eltern bei Problemen der schulischen Entwicklung sowie Lehrer in ihrer Arbeit vor Ort unterstützen.
www.kreis-paderborn.de

Artikel vom 20.05.2006