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Endspiel-Dirigent in Herford

André de Ridder studiert mit der NWD Mozart und Henze ein

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Im Jahr der Fußball-WM scheint nichts unmöglich. So machte die Komische Oper Berlin die Verpflichtung des Dirigenten André de Ridder von dessen Fußball-Begeisterung abhängig. In Herford indes, wo der 34-Jährige morgen Mozart und Henze zur Aufführung bringt, sind sportive Vorlieben kein Kriterium.

Mit einem Konzert, in dem Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Hans Werner Henze gespielt werden, beendet die Nordwestdeutsche Philharmonie die aktuelle Saison. Das Konzert am morgigen Freitag beginnt um 20 Uhr im Stadtpark-Schützenhof.
Für beide Komponisten steht in diesem Jahr ein Jubiläum an. Während Mozart vor 250 Jahren geboren wurde, feierte der aus Gütersloh stammende Henze seinen 80. Geburtstag. Doch reicht das Verbindende laut Ansicht des Dirigenten weit über die runden Zahlen hinaus. Eine weitere Parallele: Die Philharmoniker spielen von beiden Komponisten die Jugend-Sinfonien (jeweils die Erste). Zwar ist der Begriff Jugend bei Mozart relativ, doch war er immerhin gestandene acht Jahre alt, als er das Werk komponierte. »Beide Sinfonien zeichnen sich durch ihre sprühende Energie aus«, sagt de Ridder. Und: Beide bestehen nur aus drei Sätzen.
Weiterhin einstudiert werden von Henze und Mozart zwei Konzertarien für Tenor und kleines Orchester - wobei hierfür der Tenor Lothar Odinius gewonnen werden konnte. Der 39-Jährige, im Opernfach und auch als Konzertsänger sehr gefragt, nimmt möglichen Skeptikern die Scheu vor moderner Musik, wie sie von Henze komponiert wird. Die Auswahl des Programms passe zusammen, einen Bruch von Mozart zu Henze gebe es von gesanglicher Seite her nicht. »Da werden manche überrascht sein«, heißt es.
Henze - der Name spielt vor allem für de Ridder eine große Rolle. Zum einen ist er mit dem Komponisten bekannt, hat mit ihm bei der Aufführung seiner letzten Oper eng zusammen gearbeitet, zum anderen ist auch ein gewisser Moritz Eggert ein Henze-Schüler. Und von Eggert stammt das Fußball-Oratorium »Die Tiefe des Raumes«, welches de Ridder in Berlin dirigiert. Ein Engagement, bei dem die Fußball-Herzen aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt werden. Denn am Tag des Endspiels sind in der Komischen Oper gleich zwei Aufführungen angesetzt. »Mein Tag ist total durchgeplant. Zum Glück reicht die Zeit noch aus, um anschließend das Finale zu sehen«, meint der 34-Jährige. Sein Tipp: »Brasilien wird Weltmeister.«
Das fußballfreie NWD-Konzert beginnt morgen um 20 Uhr (Einführungsvortrag im Hanse-Zimmer ab 19 Uhr).

Artikel vom 18.05.2006