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Rollender Botschafter auf den Gleisen

Intercity-Express hat den Namen »Bad Oeynhausen« - Bürgermeister tauft mit Heilwasser

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). In dezentem Grau das äußere Gewand, ein roter Streifen zur Zierde. Äußerlich sieht der neue Intercity-Express (ICE) aus wie die anderen. Und doch: »Bad Oeynhausen« ist sein Name und das Stadtwappen ziert die ersten und letzten Eingänge. Gestern wurde ein ICE der zweiten Bauserie im Nordbahnhof getauft. Weil die Kurstadt jedoch kein ICE-Haltepunkt mehr ist, hat der Zug das erste und letzte Mal auf Gleis drei gestanden.

Es war die 24. Taufe eines ICE in NRW, der ab sofort den Namen »Bad Oeynhausen« in das Land hinaus trägt. Für die Stadt ein großes Ereignis: Mehr als 100 Vertreter des öffentlichen Lebens und interessierte Bürger mit Kindern und Enkeln waren gekommen, die Taufe zu begleiten und den Zug zu besichtigen. Immerhin nennt die Bahn den ICE der zweiten Bauserie das »Flagschiff«. Pünktlich um 13.46 Uhr war er in den Bahnhof eingefahren, begrüßt vom Staatsbad-Orchester und den staunenden Besuchern. Mit dem ICE ist zwar jeder mal gefahren - nicht aber im »Bad Oeynhausen«. Aber auch er hat taubenblaue Sitze und einen grauen Teppichboden, die Glastüren schnurren leise zur Seite, wenn man von einem der sieben Waggons in den nächsten wechselt.
Reiner Latsch, DB-Konzernbevollmächtigter für NRW, war zum zweiten Mal in der Kurstadt. Bei seinem ersten Besuch im November 2005 wurden verschiedene Themen - und die Taufe besprochen. Während vor allem die ICE der ersten Baureihe die Namen von Persönlichkeiten bekamen, werden nun Städtenamen gewählt. Dafür müssen sich Kommunen bewerben, die Bahn entscheidet dann je nach Frequenz der Fahrgäste. Deren Zahl war in Bad Oeynhausen zu gering, auch die Bahnsteighöhe sei für den neuen Intercity-Express 40 Zentimeter zu niedrig. Grund genug für die Bahn, den ICE schon seit Monaten durchfahren zu lassen. Stoppen wird der neue »Bad Oeynhausen« in seinem Namensgeber nicht.
Und doch ist besonders Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann stolz auf den Zug. Immerhin war die Namensgebung sein Vorschlag. »Er wird als Botschafter durch Deutschland fahren und Appetit auf Bad Oeynhausen machen«, sagte er während der Taufe. Die wurde mit einem besonderen Wässerchen vollzogen: Heilwasser war in kleinen Fläschen abgefüllt worden, um es auf den Zug zu gießen.
Bad Oeynhausen war schon früh eine Eisenbahn-Stadt. Die 263 Kilometer lange Cölln-Mindener Bahnlinie wurde im Oktober 1847 eröffnet und verband das Rheinland mit der Weserstadt. »Um den Warentransport zu den norddeutschen Seehäfen zu gewährleisten«, sagte Mueller-Zahlmann. Allerdings: Bei der Eröffnung der Bahnstrecke im Oktober 1847 war das Bahnhofsgebäude noch nicht ganz fertig und so hieß die Station bis 1850 »Bad Rehme«. »Mittlerweile ist unser Bahnhof nicht mehr so jung und hat es verdient, modernisiert zu werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den Verhandlungen mit der Bahn zu guten Ergebnissen kommen, damit die Zugänge zu den Bahnsteigen bald barrierefrei sind«, sagte der Bürgermeister.

Artikel vom 18.05.2006