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Von Stolper- und Edelsteinen beim Übergang

Fachtagung zum Wechsel vom Kindergarten auf die Grundschule in Haus Reineberg

Ahlsen-Reineberg/Altkreis Lübbecke (WB). Mit der Phase des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule beschäftigte sich eine Tagung, zu der die Kindergarten-Fachberatung in den drei Evangelischen Kirchenkreisen Lübbecke, Minden und Vlotho sowie das Schulreferat Minden-Lübbecke nach Haus Reineberg eingeladen hatte.

Etwa 100 Erzieherinnen und Lehrerinnen setzten sich nach einem einführenden Referat von Renate Niesel, wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München mit den verschiedenen Phasen und pädagogischen Erfordernissen beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule auseinander.
Die Referentin stellte in diesem Zusammenhang das am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München entwickelte Transitionsmodell vor. Mit Hilfe dieses Modells können die Übergangsprozesse transparenter gemacht und in weiteren Schritten pädagogische Maßnahmen sowie die Kooperation zwischen den Bildungseinrichtungen Kindergarten und Schule zielgerichteter eingerichtet werden.
»Von vielen Beteiligten wird erwartet, dass von der erfolgreichen Bewältigung oder auch der Nichtbewältigung des Übergangs ein Einfluss auf den weiteren Verlauf der Entwicklung der Kinder ausgeht«, so die Referentin. Eine erfolgreiche Bewältigung stärke die Kompetenz der Kinder, wogegen die Nichtbewältigung auch die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass auch nachfolgende Übergänge nicht adäquat gemeistert würden.
Die erhöhten Belastungen und Chancen eines Übergangs stellten verdichtete Entwicklungsanforderungen dar, auf die mit konzentrierten Lernprozessen reagiert werden müsse. Diese Übergänge werden als Schnittstelle von individuellen Handlungs- und Bewältigungsvermögen und gesellschaftlichen Handlungsvorgaben und -anforderungen charakterisiert. Beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule heißt das: Passen die Kompetenzen eines Kindes mit den Anforderungen der Grundschule, in die es eintreten soll, zusammen?
Da es keine allgemeine Definition von Schulfähigkeit gebe, müsse Klarheit über die lokale Bedeutung dieses Begriffs hergestellt werden, so die Referentin. Dies verlange eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule, in die die Eltern einbezogen werden.
Der Prozess des Übergangs vollzieht sich für jedes Kind und seine Eltern nicht plötzlich und auch nicht mit dem Tag der Einschulung, sondern braucht über einen längeren Zeitraum und Umweg im Zusammenwirken der beteiligten Kinder und Eltern als Akteure in diesem Prozess Erzieherinnen und Lehrerinnen als Moderatoren.
In Arbeitsgruppen vertieften die Teilnehmenden dann die verschiedenen Aspekte des Übergangs zwischen Kindergarten und Schule. Sie entwickelten Ziele für ihre Praxis in der Zusammenarbeit mit den Grundschulen, Eltern und Kindern anhand von Bildern. Was sind »Hinkelsteine«, »Meilensteine«, »Stolpersteine« und »Edelsteine« auf diesem Weg?
In der nachfolgenden Plenumsphase wurde doch mit Erstauen festgestellt, dass es neben den vielen wünschenswerten und notwendigen Maßnahmen bereits viele gute Ansätze gibt für einen begleitenden, gut gestalteten Übergang der Kinder, sodass aus einem gut vorbereiteten Kindergartenkind ein lernfreudiges Schulkind werden kann.

Artikel vom 18.05.2006