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WM-TV nur mit Erlaubnis vom Chef

Sicherheit und Arbeitsablauf sind wichtiger als Fußball-Übertragung

Rahden/Stemwede/Espelkamp (ni). Fußballbegeisterte Arbeitnehmer bereiten sich schon jetzt auf die Weltmeisterschaft vor. Viele fragen sich, wie sich die Zeit der Spiele mit dem Job vereinbaren lässt. Die RAHDENER ZEITUNG fragte nach, in welchem Rahmen die betroffenen Schichtarbeiter in heimischen Betrieben und Einrichtungen die Spiele der Fußball-WM verfolgen könnten.

Der großen Bedeutung, die die Fußballweltmeisterschaft für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, ist sich auch ZF Lemförder bewusst. »Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, aber bei uns hat stets der Kunde Vorrang«, sagt Hubert Groß, Leiter des Geschäftsfeldes Fahrwerkmodule Nkw in Dielingen. Im Aufenthaltsraum am Standort Dielingen werden zwar Fernseher für interessierte Schicht-Mitarbeiter aufgestellt, genutzt werden darf dieses Angebot aber nur dann, wenn die Auftragslage es zulässt, denn die pünktliche Belieferung der Kunden steht an erster Stelle. Wer einzelne Spiele im Fernsehen verfolgen möchte, muss vorher ausstempeln.
Ähnlich sieht man dies bei »Elastogran« in Lemförde. »Fernseher oder Radios wären ganz klar eine beträchtliche Ablenkung. Das würde ganz klar den Arbeitsprozess beeinträchtigen«, meinte Christoph Jelich, Leiter der Kommunikationsabteilung des BASF Tochterunternehmens. Vor vier Jahren habe man eine Großbildleinwand aufgestellt und das Endspiel mit 200 bis 250 Leuten geschaut. »Ob das in diesem Jahr wieder so wird, weiß ich nicht. Mit dem Thema beschäftigt sich eine Konferenz der Produktionsleiter in der kommenden Woche«, so Jelich.
»Vor vier Jahren waren die Zeiten auch noch anders«, beschreibt er einen grundlegenden Wandel. Heute wäre selbst das Radio am Arbeitsplatz oder der kleine Radioknopf im Ohr - schon allein aus Sicherheitsgründen - nicht zulässig. »Es gibt allerdings Überlegungen, in Pausenräumen Fernseher aufzustellen und vielleicht die Türen aufzulassen...«
»Wir wollen an dieses Thema mit gesundem Menschenverstand herangehen. Es gibt da bislang keine Regeln, die aufgestellt wurden«, erklärte Wulf Padecken, Sprecher der Espelkamper Firma »Harting«, die ebenfalls im Schichtdienst arbeitet. Das betreffe zum einen die elektronischen Informationsmedien, zum anderen regele sich »die Sache mit dem Fußball« meist von ganz alleine: »Es gibt Fußballfans und es gibt keine. Meistens legen die Fans ihre Arbeitszeiten dann so, dass sie die Spiele am eigenen Fernseher oder sogar im Stadion verfolgen können. Da lässt sich auch viel über zeitliche Regelungen machen«, meint der Unternehmenssprecher.
»Wir werden hier sicherlich keine Sonderlösungen anstreben«, meinte Henning von Eichel-Streiber, Personalleiter bei »Kolbus« in Rahden. Vieles regele sich durch die flexiblen Arbeitszeiten. »Es wird mit Sicherheit keine echten Verbote oder Zwangsmaßnahmen geben«, erklärte er. Dennoch müsse die Sicherheit im Vordergrund stehen.
Manche Leute würden ja in der Zeit der Weltmeisterschaft ihren Urlaub nehmen. Über eine derartige Fußball-Begeisterung könne man geteilter Meinung sein, so der Tenor der Unternehmens-Sprecher.
Auch beim Urlaub komme es jedoch darauf an, dass der Arbeitgeber zustimmen müsse, sagen Arbeitsrechtler, die über das komplexe Thema derzeit im Internet informieren. Der Tenor: Man müsse moderate Lösungen finden. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollten sich entgegenkommen. Es gilt, im Einzelfall abzuwägen.
Auch im Rahdener Krankenhaus wird die Arbeit im Schichtdienst geleistet. Dort stehe die Versorgung der Kranken selbstverständlich an erster Stelle, hieß es. In Personal-Aufenthaltsräumen gebe es auch Fernseher, die in den Dienstpausen genutzt werden könnten. Ansonsten habe man dort keine besonderen Vorkehrungen für die Weltmeisterschaft getroffen. »Da die Spielpläne lange bekannt sind, haben fußballbegeisterte Mitarbeiter im Rahmen der Dienstplangestaltung schon nach entsprechenden Freiräumen gesucht und ihren Dienst getauscht«, hieß es von Seiten der Klinik-Direktion in Minden.
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Artikel vom 20.05.2006