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»Zugpferd des Hauses«
verlässt St. Nikolaus

Dr. Gisbert Hammwöhner offiziell verabschiedet

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). Er war in seiner Dienstzeit nie ein »Halbgott in Weiß«, stattdessen aber eines der »Zugpferde des Hauses«: Nach 17-jähriger Chefarzttätigkeit im Bürener St. Nikolaus-Hospital ist gestern Dr. Gisbert Hammwöhner offiziell verabschiedet worden. Den Bürenern bleibt er als niedergelassener Arzt in der Gemeinschaftspraxis Hendricks/Hammwöhner erhalten.

Er habe, so merkte Hammwöhner in seinen Abschiedsworten an, bei seiner Ankunft in Büren am 1. Juli 1989 drei Talente erhalten. »Weitergeben konnte ich statt der erhofften sechs oder neun Talente leider nur ein halbes«, spielte er auf die schwierigen Zeiten an, die das Haus in den vergangenen Jahren erleben musste. Als Arzt habe er kein entscheidendes Mitspracherecht bei der Zukunftsplanung des bald 150 Jahre alten Krankenhauses gehabt. Stattdessen habe er miterleben müssen, dass das zuvor lebendige Haus zu einem Torso ohne Glieder geworden sei. »Es erfüllt mich schon mit Bedauern, wenn ich das Haus nach so langer Zeit auf eigenen Wunsch verlassen habe«, sagte er mit einer gewissen Wehmut. Unter dem Strich bleibe eine Erinnerung an eine alles in allem gute Zeit.
Dem neuen Träger, der Marseille-Kliniken AG, traue er zu, das »Rumpfkabinett« mit neuem Leben zu erfüllen. Dazu sei es allerdings sehr wichtig, dass nun auch die Bürener zu »ihrem« Krankenhaus stünden. In diesen Aufruf bezog er ausdrücklich auch die niedergelassenen Ärzte ein, die mit ihren Überweisungen zur Auslastung des Hauses beitragen könnten.
»Das ist heute mehr als eine Stabübergabe«, befand Landrat Manfred Müller, der auf die wichtige Funktion von St. Nikolaus in der medizinischen Grundversorgung der Menschen im südlichen Kreisgebiet hinwies. Wichtig sei Büren auch als Standort für die notärztliche Versorgung, die auch die Autobahnen und Gebiete in den Nachbarkreisen mit einbeziehe. Dr. Hammwöhner dankte er für seinen ausdauernden Einsatz zum Wohle von St. Nikolaus, das in seinem Bestand auch ein ganz wichtiger Faktor für die Stadt Büren sei. Über seinen Dienst hinaus habe sich Hammwöhner in der Bürgerstiftung, in der Kulturinitiative Niedermühle und im Förderverein des Mauritius-Gymnasiums ehrenamtlich für die Belange »seiner« Stadt eingesetzt.
Seinem Nachfolger Dr. Ingo Klemens, der vom Klinikum Bielefeld-Mitte - dort war der 40-Jährige drei Jahre leitender Oberarzt der Notaufnahme - nach Büren wechselte, sagte er, Nachfolge bedeute immer auch Verantwortung. Insgesamt stünden vor allem kleine Krankenhäuser immer unter einem enormen Druck. »Diese besondere Herausforderung haben Sie und das St. Nikolaus-Hospital angenommen«, wünschte Müller viel Glück. Die Marseille-Gruppe trage nun das Haus und werde es weiter entwickeln, zeigte sich Müller zuversichtlich.
Dass er - wie zum Beispiel auch Bürgermeister Wolfgang Runge - bis zuletzt für den Erhalt des Hauses gekämpft habe, bescheinigte Kirchenvorstandsmitglied Reinold Stücke dem scheidenden Chefarzt. Vize-Bürgermeisterin Ingrid Koch rief ihn dazu auf, auch künftig ein engagierter Bürener zu bleiben.

Artikel vom 18.05.2006